Warum gegen extremes Übergewicht meist nur eine OP hilft

Jürgen Ordemann im OP: Magenverkleinerungen werden heute fast immer minimal invasiv durchgeführt. | Foto: Ordemann
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Die Magenverkleinerung ist für viele Adipositas-Patienten ein Schritt zurück in den normalen Alltag. Folgeerkrankungen verschwinden, mit dem Gewicht haben die meisten allerdings ihr Leben lang zu kämpfen.

"Adipositas ist eine Epidemie und betrifft nicht nur Menschen, die ungezügelt essen", sagt Jürgen Ordemann, Leiter des Zentrums für Adipositas und Metabolische Chirurgie der Berliner Charité. Natürlich beginne Adipositas mit ein paar Kilo Übergewicht, es sei eine schleichende Erkrankung. Ein massiv erhöhtes Übergewicht (Adipositas) hat allerdings Folgen für den ganzen Stoffwechsel. Es verändert die Hormonausschüttung, wirkt auf Muskeln und Gelenke, kann Diabetes und Bluthochdruck erzeugen und geht häufig mit Depressionen einher. Ab einem bestimmten Grad an Übergewicht könnten das die Patienten oft gar nicht mehr alleine steuern. Nicht, weil es eine Sucht sei, sondern weil sich die Prozesse im Körper durch den hohen Fettanteil verändern.

Um zu entscheiden, ob ein Patient an Adipositas leidet, richten sich Mediziner nach dem Body-Maß-Index (BMI). Er berechnet sich aus dem Gewicht des Patienten in Kilogramm geteilt durch das Quadrat der Größe in Zentimetern. Liegt der Wert über 30, spricht man von Adipositas. Dann steigt das Risiko für Gesundheitsprobleme stark an. "Ab diesem hohen Wert schafft man es kaum noch ohne ärztliche Anleitung das Gewicht zu reduzieren", sagt Ordemann. Doch seine Patienten haben nicht selten einen Wert, der sogar über 50 oder sogar 60 liegt. Und die Zahl der so schwer Erkrankten steigt seit Jahren an. "Mittlerweile ist ein Drittel der Weltbevölkerung übergewichtig oder adipös", so Professor Ordemann.

Der beste Weg, um Adipositas langfristig zu behandeln, liegt seinen Erfahrungen nach in einer operativen Magenverkleinerung. Dabei wird den Patienten entweder ein Großteil des Magens entfernt (Schlauchmagen) oder es wird ein sogenannter Magenbypass angelegt. So wird der größte Teil des Magens und auch ein Teil des Dünndarms von der Verdauung umgangen. Der Trend geht zur Zeit vor allem zum Schlauchmagen. "Der Vorteil ist, dass dabei die komplette Nahrungspassage erhalten bleibt und die Patienten somit kaum Mangelsyntome erleiden. Mit der OP verändert sich aber nicht nur die Menge an Nahrung, die ein Patient zu sich nehmen kann, sondern auch das Hunger- und das Sättigungsgefühl ändert sich komplett. Somit erleben die Patienten keinen "Stress" mehr wie bei einer Diät. Zudem gehen die Begleiterkrankungen wie Diabetes oft schneller zurück als das Gewicht selbst. Warum das so ist wird von den Medizinern der Charité derzeit erforscht.

Die Krankenkassen stehen einer solchen Operation jedoch nach wie vor sehr skeptisch gegenüber und übernehmen die Kosten für eine solche Operation nur sehr zögerlich. Doch auch eine OP allein, ist noch kein Erfolgsgarant. Voraussetzung ist immer eine Ernährungsumstellung und dass sich die Patienten wieder mehr bewegen. Was es heißt, sich gesund zu ernähren und zu bewegen, müssen Menschen mit Adipositas meist erst wieder lernen. Darauf zu achten, begleitet sie meist ihr ganzes Leben - auch nach einer OP, die natürlich auch immer ihre Risiken mit sich bringt.

Jana Tashina Wörrle / jtw
Autor:

Jana Tashina Wörrle aus Charlottenburg

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