Tattoo-Entfernung ist schwierig

Wer sich ein großes Tattoo per Laser entfernen lassen will, muss dafür mehrere Sitzungen in Kauf nehmen. | Foto: Mascha Brichta
  • Wer sich ein großes Tattoo per Laser entfernen lassen will, muss dafür mehrere Sitzungen in Kauf nehmen.
  • Foto: Mascha Brichta
  • hochgeladen von Ratgeber-Redaktion

Schätzungsweise zehn Millionen Menschen in Deutschland sind tätowiert. Manch einer ist sein Leben lang stolz darauf, ein anderer möchte eine Jugendsünde am liebsten ungeschehen machen.

"Damals entsprachen die Tattoos ihrer Persönlichkeit, und die Betroffenen waren auch überzeugt, ihr Leben lang zu den Motiven und zur Tätowierung an sich stehen zu können", sagt Erich Kasten, Professor für Medizinische Psychologie an der Universität Göttingen. "Doch das ist häufig eine Fehleinschätzung: Persönlichkeiten verändern sich. Das gilt auch für Einstellungen und für Modetrends, welche die Motivwahl mit beeinflussen." So zählen einst trendige Steißbein-Tattoos heute als Modesünde. Auch der Name des Ex begeistert neue Partner selten.Im Job ist eine Tätowierung oft hinderlich: "Bei der Polizei ist Auflage, dass künftige Anwärter Tattoos nur an nicht sichtbaren Stellen des Körpers haben dürfen", sagt Wolfgang Kimmig von der Deutschen Dermatologischen Lasergesellschaft in Hamburg. "Und auch in manch einer gastronomischen Einrichtung sind Körpergemälde zum Beispiel an den Händen nicht gerne gesehen." Die Folge: "Nach unserer Internet-basierten Umfrage mit rund 4000 Teilnehmern wollen etwa fünf Prozent der Tätowierten ihr Tattoo loswerden", sagt Bäumler. Hochgerechnet sind das rund 500 000 Menschen. Doch die Bilder auf der Haut entfernen zu lassen, ist mit Risiken verbunden.

Wer sein Tattoo entfernen lassen will, geht am besten zu einem Mediziner, rät Prof. Wolfgang Bäumler, Physiker und Tattoo-Forscher an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie der Universität Regensburg. "Schließlich kann bei der Behandlung einiges schief gehen." Die Farbpigmente sitzen in einer Tiefe von bis zu vier Millimetern unter der Hautoberfläche und müssen dort behandelt werden. "Unbedingt abzuraten ist von der Behandlung mit Blitzlampen oder mit Milchsäure", sagt Kimmig.

Heute ist Lasern die gängigste Therapie: Der Laserstrahl erwärmt und zersprengt die Pigmente in der Haut. Die Partikel werden über die Lymphe abtransportiert. Bei der Behandlung wird der Schmerz durch kalte Luft und eventuell Betäubungscreme gelindert. "In den ersten Tagen nach einer Sitzung gleicht die behandelte Stelle einer Schürfwunde", sagt Kimmig. "Sie muss desinfizierend behandelt und vor Licht geschützt werden. Schwimmen oder intensiver Sport ist in diesen Tagen tabu." Der Gesamtaufwand hängt von Hautdicke, Tattoo-Fläche und -Farbe ab. Sechs bis zehn Behandlungen im Abstand von jeweils vier bis sechs Wochen seien durchaus üblich. Eine Sitzung könne zwischen 75 und 300 Euro kosten. Der volle Erfolg ist nicht garantiert.

Worüber auch niemand Auskunft geben kann, sind Langfristfolgen: "Erstens wissen wir nicht, was in den Farben enthalten ist", zählt Kasten auf. "Zweitens wissen wir nicht, was aus den Inhaltsstoffen der Farben wird, wenn sie mit dem Laser bestrahlt werden." Und drittens wisse man nicht, wohin die pulverisierten Farbstoffe im Körper gelangen und was sie dort bewirken. "Das heißt also: Wir haben keine Ahnung über mögliche Nebenwirkungen oder Folgeerkrankungen."

Das ist ein Dilemma: "Wenn jemand sein Leben lang mit einer Tätowierung herumlaufen muss, die er eigentlich loswerden möchte, kann das sehr problematisch sein", erläutert Kasten. Minderwertigkeitsprobleme und gestörte Wahrnehmung des eigenen Körpers können die Folge sein. Aber stattdessen die Risiken einer Tattoo-Entfernung auf sich nehmen? Das will wohl überlegt sein - am besten vor der Tätowierung.

dpa-Magazin / mag
Autor:

Ratgeber-Redaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 161× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 936× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 599× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.095× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.983× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.