Tipps für unversorgte Bewerber
"Das Wichtigste ist nun, trotz des Zeitdrucks nicht kopflos zu werden", sagt Carsten Berndt. Als Berufsberater bei der Arbeitsagentur Erfurt begleitet er jedes Jahr rund 150 Jugendliche bei der Suche. Seiner Erfahrung nach finden viele auch im September, Oktober und sogar November noch einen guten und interessanten Platz - vorausgesetzt, sie behalten die Nerven.Viele Jugendliche seien irgendwann so weit, dass sie sagen: "Ich mache alles. Hauptsache, ich habe eine Lehrstelle", berichtet Berndt. Wer eigentlich Bürokaufmann werden wollte, stellt sich nun auch im Hotel für eine Lehre als Koch vor. Solche kopflosen Entscheidungen seien zwar verständlich - vor allem, wenn die Eltern drängeln. Doch Berndt rät davon dringend ab. Die Gefahr sei groß, dass die Jugendlichen die aus der Not gewählte Lehre abbrechen, weil die Ausbildung nicht zu ihnen passt.
Zwar sei der Ansatz richtig, sich auch nach alternativen Ausbildungsplätzen umzusehen. Aber Jugendliche sollten darauf achten, dass sie im gleichen Berufsfeld bleiben. Wer zum Beispiel Bürokaufmann werden möchte, kann nach freien Plätzen für eine Lehre als Kaufmann für Bürokommunikation schauen. Hilfe bei der Suche finden Jugendliche bei den Berufsberatern der Arbeitsagenturen. Und: Häufig werden schon bereits besetzte Ausbildungsplätze wieder frei, weil begehrte Bewerber ein lukrativeres Angebot bekommen und noch einmal wechseln. Es lohnt sich also, die freien Lehrstellen immer wieder zu checken.
Wer trotzdem bislang erfolglos war, sollte sich nach Lehrstellen im Traumberuf auch fernab der Heimat umschauen. "Von den Eltern hören wir dann häufig die Sorge, dass sie sich das finanziell nicht leisten können", erklärt Berndt. Das Kind brauche dann eine eigene Wohnung und vielleicht sogar ein eigenes Auto. Was viele nicht wissen: Es gibt eine Reihe staatlicher Hilfen - von der Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) über Umzugshilfen bis hin zu Zuschüssen für die Anreise zum Vorstellungsgespräch. Letztlich müsse ein Ausbildungsplatz Hunderte Kilometer von der Heimat entfernt nicht zwingend teurer sein.
Bleiben Bewerber trotz einer breiteren Suche unversorgt, rät Berndt zu einer Einstiegsqualifizierung. Statt einer Lehre machen Jugendliche in einem Betrieb dann zunächst ein bezahltes Praktikum. "Die Schulabgänger bekommen in dieser Zeit pro Monat mindestens 216 Euro", erzählt Berndt. Nach frühestens sechs und spätestens zwölf Monaten endet die Einstiegsqualifizierung in der Regel - und im Idealfall fangen die Jugendlichen als Lehrling im Unternehmen an.
Wer auch so an keinen Ausbildungsplatz kommt, könne eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB) in Betracht ziehen. Dort machen die Jugendlichen meist neun Monate in einer Bildungseinrichtung und in Firmen eine Art Berufsorientierung. Andere würden sich auch für ein Freiwilliges Soziales, Ökologisches oder Kulturelles Jahr bewerben, für ein paar Monate jobben oder ein Jahr ins Ausland gehen. "Es gibt wirklich viele Möglichkeiten", sagt Berndt.
Autor:Ratgeber-Redaktion aus Mitte |
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