15 Meter deutsche Geschichte: An der Liesenstraße steht noch ein Abschnitt der „Grenzmauer 75“

Jürgen Czarnetzki hat den Grenzverlauf auf einem alten Stadtplan gefunden.
5Bilder
  • Jürgen Czarnetzki hat den Grenzverlauf auf einem alten Stadtplan gefunden.
  • hochgeladen von Regina Friedrich

Am 5. Februar rückte die Berliner Mauer wieder vielen ins Gedächtnis. An diesem Tag war sie genauso lange weg, wie sie bestanden hatte – 28 Jahre, zwei Monate und 26 Tage.

Außer an markanten Stellen wie der East Side Gallery oder der Gedenkstätte an der Bernauer Straße ist sie im Stadtbild kaum noch zu finden. Doch es gibt sie noch, beispielsweise an der Liesenstraße. Von der S-Bahn ist sie kaum zu sehen, an der Straße kommen nur wenige Menschen an dem Mauerrest vorbei. Die Seite in Richtung ehemaliger Westen ist von „Mauerspechten“ bearbeitet. Auf der Rückseite haben Gaffitisprayer ihre Spuren hinterlassen. Jetzt im Winter ist sie gut zu erkennen, im Sommer jedoch ist der graue Beton vom Stadtgrün überwuchert.

Es ist ein 15 Meter langer Abschnitt der „Grenzmauer 75“, eine sogenannte Vorderlandmauer. Sie führte entlang der Bernauer Straße, bog dann ab auf die Gartenstraße und machte einen scharfen Knick in die Liesenstraße. Auf dem dahinterliegenden Alten Domfriedhof St. Hedwig zieht sich ein breiter Streifen entlang der Liesenstraße, auf dem keine Grabmale mehr zu finden sind. Das war der ehemalige Todesstreifen. Aus den Grabsteinen wurde eine Straße gebaut.

Aufgefallen ist das Mauerteil Jürgen Czarnetzki von der Bürgerinitiative „Spandauer Verkehrsbelange 73 für Berlin und Brandenburg“. Er folgte eigentlich den Spuren der Stettiner Bahn zwischen Gesundbrunnen und Nordbahnhof. Der hieß bis 1950 Stettiner Bahnhof und war Ausgangspunkt der 1843 eingeweihten Bahnstrecke Berlin-Stettin, übrigens eine der ältesten in Deutschland.

An den Mauerbau und natürlich an den Mauerfall kann sich der gebürtige Spandauer noch genau erinnern. „Ich habe alles miterlebt“, sagt er. „Am 9. November 1989 stand ich zufällig auf der Bösebrücke und habe gesehen, wie die Mauer geöffnet wurde. Nicht erst um 23 Uhr, wie die Historiker behaupten, sondern schon um 21 Uhr, da kamen die Ersten rüber. Das werde ich nie vergessen“.

Bei aller Freude über die grenzenlose Stadt, findet er es schade, dass das Mauerstück so im Dornröschenschlaf liegt. Tourismus sei doch gut und wichtig für Berlin, meint er. „Man sollte die Touristenbusse, die dort hinten auf der Bernauer Straße fahren, darauf aufmerksam machen, was es hier zu sehen gibt.“

Autor:

Regina Friedrich aus Wilmersdorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 164× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 120× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 177× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.517× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.