Mauerpanorama will weg vom Checkpoint

Das Asisi-Rondellgebäude am Checkpoint Charlie. | Foto: Asisi
2Bilder
  • Das Asisi-Rondellgebäude am Checkpoint Charlie.
  • Foto: Asisi
  • hochgeladen von Thomas Frey

Mitte. Am Checkpoint Charlie befindet sich seit 2012 das Panoramarondell des Künstlers und Architekten Yadegar Asisi. Doch die Macher befürchten, dass das Gelände über kurz oder lang bebaut wird und suchen in Kreuzberg eine neue Bleibe.

In seinem Inneren bekommen die Besucher einen authentischen Eindruck von der einstigen Szenerie entlang der Berliner Mauer in Kreuzberg. Ein großes Panoramafoto aus den 80er-Jahren zeigt das Gebiet zwischen Sebastianstraße, dem heutigen Alfred-Döblin-Platz, Dresdner und Luckauer Straße. Auf dem Bild ist sehr gut zu erkennen, wie die Mauer einst die Stadt zerschnitten hat. Es ist aber auch deshalb ein Zeitdokument, weil die Gegend heute völlig anders aussieht.

Den Menschen einen Blick auf die Zeit der Teilung will Yadegar Asisi mit solchen Großaufnahmen vermitteln. Einschließlich entsprechenden Erklärungen. Das finde großen Anklang, erklärte Alexander Richter vom Büro Asisi am 14. April im Kulturausschuss. Bis zu 1000 Menschen kämen jeden Tag in das Rondell. Es interessiere Schulklassen ebenso wie Besuchergruppen des Auswärtigen Amtes oder des Goethe-Instituts. Selbst US-First Lady Michelle Obama war schon da.

Trotzdem hatte der Auftritt im Ausschuss natürlich einen Grund. Das Panorama möchte weg vom Checkpoint Charlie und hätte gerne einen anderen Standort, bevorzugt in Kreuzberg, sagt Alexander Richter. Nicht nur weil dort die Großaufnahme entstanden ist. Die Mauerzeiten hätten die Grundlage für das gelegt, was Kreuzberg heute noch ist, meinte er. Der Anspruch von Asisi passe deshalb viel besser in den Bezirk, als an den heutigen Touristenhotspot rund um den einstigen Grenzübergang. Denn er verstehe sich nicht zuletzt als Bildungsangebot.

Zwischen diesen emotionalen Ausführungen wurde dann allerdings die Hauptursache für den Vorstoß deutlich. Das Projekt scheint zu befürchten, dass es über kurz oder lang seinen Standort verlassen muss. Er befindet sich an der Zimmerstraße, auf einem Grundstück, das bereits zum Bezirk Mitte gehört. Aber dort ist irgendwann damit zu rechnen, dass das Gelände bebaut wird. Ganz aktuell sei diese Frage zwar nicht, meinte Alexander Richter. Er nannte aber dann den Zeitraum von etwa einem Jahr, in dem sich das ändern könnte.

Deshalb hofft Asisi auf Unterstützung bei der Grundstückssuche. Sollte es mit der "Rückkehr der Rotunde" nach Kreuzberg nicht klappen, könnte man sich gegebenenfalls auch mit einer Fläche in Friedrichshain anfreunden. Sie müsste sich aber auch dort in der Nähe der ehemaligen Grenze befinden.

Das Anliegen zu erfüllen, ist allerdings auch bei noch so großem Wohlwollen nicht so einfach. Denn auch in Friedrichshain-Kreuzberg sind freie Grundstücke inzwischen rar. Und wo es sie noch gibt, wecken sie meist Begehrlichkeiten von Großinvestoren. Auch wenn Kulturstadträtin Jana Borkamp (Bündnis 90/Grüne) durchblicken ließ, dass ihr das eine oder andere Areal noch einfallen würde. Vielleicht dachte sie dabei an das Behala-Gelände an der Schillingbrücke, das nach dem Rückzug des ursprünglichen Kaufinteressenten wieder im Angebot ist. Dort gibt es aber weiter Probleme wegen eines benachbarten Seveso II-Betriebs.

Nicht nur der Vorstoß von Asisi scheint dafür zu sorgen, dass die Kulturpolitiker künftig ihre Interessen bei Neubauprojekten deutlicher zum Ausdruck bringen wollen. So wie man schon bisher einen Investor zum Bau von Kitas, Grünflächen oder bezahlbaren Wohnungen zu verpflichten versucht, müsse das auch für Kulturprojekte gelten, war der Tenor im Ausschuss.

Zumal dessen Mitglieder auch mit anderen Wünschen in dieser Richtung konfrontiert werden: Etwa in der gleichen Sitzung vom Atelierbeauftragten Florian Schmidt, der dringend Arbeitsräume für Künstler sucht. Einige davon sollen jetzt in der Hector-Petersen-Schule eingerichtet werden.

Thomas Frey / tf
Das Asisi-Rondellgebäude am Checkpoint Charlie. | Foto: Asisi
Das Asisi-Mauerpanorama zeigt die Situation vor 1989 vom Standort des heutigen Alfred-Döblin-Platzes aus gesehen. | Foto: Asisi
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 1.281× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.394× gelesen
  • 1
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 2.349× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 2.313× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.