Plastinator Gunther von Hagens will das nicht hinnehmen
Seine Ehefrau und Kuratorin der Körperweltenausstellung, Angelina Whalley, wird gegen das Verbot klagen und hält am Eröffnungstermin fest, heißt es in einer Mitteilung. Bürgermeister und Gesundheitsstadtrat Christian Hanke (SPD) begründet seine Untersagung mit dem Bestattungsgesetz. Demnach müssen Leichen beerdigt werden und dürfen nicht öffentlich ausgestellt werden. Die beantragte Ausnahmegenehmigung hat Hanke nach Prüfung im Gesundheits- und Rechtsamt am 22. September untersagt und dies Whalleys Anwälten zugestellt. Der Bezirk vertritt die Auffassung, dass es sich bei den plastinierten und kunstvoll in Posen inszenierten Körpern weiterhin um Leichen handelt, die dem Bestattungsgesetz unterliegen. Das sehen die Macher des "Menschen Museums" anders. "Wir haben ein Rechtsgutachten des renommierten Juristen Professor Friedhelm Hufen von der Universität Mainz", sagte Whalley. Laut dem Professor für Öffentliches Recht und Mitglied des Verfassungsgerichtshofs des Landes Rheinland-Pfalz ist keine Ausnahmegenehmigung notwendig. "Wir verstoßen mit unserem Museum nicht gegen geltendes Recht", so die Kuratorin. Die Ausstellung sei grundsätzlich von der Wissenschaftsfreiheit gedeckt. Schließlich zeige auch die Charité in ihrem Medizinhistorischen Museum eine umfangreiche Sammlung menschlicher Präparate. "Die drei Ausstellungen in Berlin verliefen problemlos und haben im Gegenteil die Besucher sogar nachhaltig animiert, etwas für sich und ihren Körper zu tun", sagt Whalley. Hankes Entscheidung nennt sie einen "Versuch, uns zu demontieren".
Das Konservierungsverfahren der Plastination hat der Wissenschaftler Gunther von Hagens bereits 1977 an der Universität Heidelberg erfunden. Die weltweit erfolgreichen Körperweltenausstellungen sind seit 1995 umstritten. "Es gibt entweder Totalablehnung oder Begeisterung", sagt Angelina Whalley. Im Berliner "Menschen Museum" unterm Fernsehturm sollen rund 200 anatomische Exponate gezeigt werden. Die Plastinate stammen aus dem Körperspendeprogramm des Instituts für Plastination in Heidelberg, in dem mittlerweile über 14 000 Spender registriert sind. "Unser Ziel ist es, dem Besucher die wunderbare Komplexität des menschlichen Körpers aufzuzeigen und somit seine Achtsamkeit für den eigenen Körper in allen Lebensphasen zu sensibilisieren", sagt die Kuratorin. Laut Whalley würde zum Beispiel jeder dritte Raucher nach dem Besuch der Ausstellung mit gezeigten Raucherlungen die Qualmerei reduzieren. Das hätten Befragungen ergeben.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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