Baubeginn für umstrittenen „Spielplatz“
Bezirk baut mit Extrageldern altes Parkkonzept zu Ende

Ziemlich viel Beton für einen "Spielplatz". | Foto: Nora Erdmann
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  • Ziemlich viel Beton für einen "Spielplatz".
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Die Bauarbeiten für den umstrittenen „Spielplatz“ im Park am Nordbahnhof haben Anfang Dezember begonnen. Im Sommer 2020 soll das sogenannte dritte Trapez fertig sein.

Anwohner protestieren seit Monaten gegen die Parkpläne, weil die neue Fläche ihrer Meinung nach kein Spielplatz ist und für das Projekt die gesetzlich vorgeschriebene Kinder- und Jugendbeteiligung nicht stattgefunden hat. Wie berichtet, hatte das Bezirksamt aus Termingründen darauf verzichtet, weil die Gelder aus dem Kita- und Spielplatzsanierungsprogramm (KSSP) noch 2019 verbaut werden müssen. Insgesamt 360.000 Euro soll die „Spielinsel am Nordbahnhof“ kosten, wie das Projekt in der KSSP-Anmeldung heißt. Der Bezirk betont deshalb in seiner Baustartmitteilung, dass die „Spiel- und Bewegungselemente von allen Altersgruppen genutzt werden können“. Diese Argumentation hat auch die Senatsjugendverwaltung überzeugt, die die Spielplatzsondergelder freigegeben hat.

Gebaut wird eine 400 Quadratmeter große Aktionsinsel mit metallenen Zugangsstegen – analog der Gestaltung der zwei vorhandenen Trapeze. In dem Geviert gibt es drei „Freizeitsportgeräte“ aus Stahl: Dehnstation, Doppelbarren, Hangelleiter. Dazu fünf kleine Betonelemente (Bubbles) als „Sitz- oder Hüpfelement“, steht im Konzept.

Anwohner protestieren gegen Zweckentfremdung von Geldern

Für die Anwohner, die sich dringend einen Spielplatz wünschen, ist der Bau des Fitnessplatzes eine Zweckentfremdung von Geldern. Proteste werden seit Monaten abgewehrt. Der Referent der für den Park- und Spielplatzbau zuständigen Stadträtin Sabine Weißler (Grüne) hatte gesagt, dass man an der Stange auch „die sogenannte Schweinebaumel“ machen kann und dies als Beleg für die Spielplatzdefinition vorgetragen. Die Schweinebaumel-Mail hatte für mächtig Unmut gesorgt.

Bei dem jetzt gestarteten Bau des sogenannten dritten Trapezes geht es „um das ursprüngliche Entwurfskonzept des Parks“, das nun umgesetzt wird, so Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne). „Durch die Errichtung der von Anfang an vorgesehenen dritten Spielfläche erfolgt die Vollendung des prämierten Siegerentwurfs“, sagt von Dassel. Das heißt, der vor zehn Jahren eröffnete Park am Nordbahnhof wird jetzt nach den Uralt-Plänen fertiggestellt. Das Architektenbüro Fugmann+Janotta hatte bereits 1995 den Gestaltungswettbewerb gewonnen. Das dritte Trapez aus dem 25 Jahre alten Konzept wurde nie gebaut, weil damals kein Geld da war.

Pläne sind 25 Jahre alt

Die Anwohner protestieren, weil der damalige Entwurf, der jetzt umgesetzt werden soll, nicht mehr den heutigen Bedürfnissen entspräche. Statt den drei „Spiel- und Bewegungselementen“ wollen sie einen richtigen Spielplatz, auf dem sich Kinder wohlfühlen. Schöne Beispiele zum Klettern, Entdecken, Verstecken und Spielen gibt es viele im Bezirk, zum Beispiel direkt gegenüber. Auf dem Gartenplatz wurde 2011 ein Spielplatz unter dem Thema Marktplatz eröffnet, den die Kinder lieben. Es gibt dort zahlreiche Kletterkombinationen aus Holz und wie auf einem Marktplatz Fässer, Gemüsekisten, Holzäpfel zum Wippen und einen Verkaufsstand mit Waage und Kasse.

Das Bezirksamt sagt, der alte Entwurf von Fugmann könne nicht verändert werden, weil der Park urheberrechtlich geschützt ist. Die Anwohner ärgert, dass dafür soviel Geld aus dem Spielplatz-Sonderprogramm verwendet wird. Für 360.000 Euro hätte man mindestens drei tolle Kinderspielplätze bauen können. Und die werden dringend benötigt. Im Bezirk liegt die gesetzlich vorgeschriebene Spielplatzfläche von einem Quadratmeter pro Einwohner bei nur 0,59 Quadratmeter.

Die Kiezinitiative Grüne Schleife protestiert seit Monaten gegen den „Bau der Fitnessfläche im Park am Nordbahnhof aus KSSP-Mitteln“. Einen offenen Brief der Initiative an alle Fraktionen in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) und das Abgeordnetenhaus hat bisher niemand beantwortet. Auf einen Antrag auf Akteneinsicht reagierte das Bezirksamt nach mehr als vier Wochen. Weil es sich dabei um eine "außergewöhnlich umfangreiche Akteneinsicht" handele, für die "die personenbezogenen Daten unkenntlich gemacht werden" müssen, soll die Einsicht bis zu 500 Euro kosten, teilte das Straßen- und Grünflächenamt mit.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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