Jugendamt Mitte kündigt Privatkita: Bezirk ist Angebot zu elitär

Eltern und Erzieher der Alegria-Kita in der Schmidstraße 4 protestieren gegen die Kündigung. | Foto: Alegría Kiga
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  • Eltern und Erzieher der Alegria-Kita in der Schmidstraße 4 protestieren gegen die Kündigung.
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Das Bezirksamt lässt den Vertrag mit dem Kitaträger Alegría Kiga gGmbH in der Schmidstraße 4 zum 31. Januar 2019 auslaufen und sucht einen neuen Betreiber für die frühere DDR-Kita. Alegría sei nicht mit den bezirklichen Ausbauplänen einverstanden. Geschäftsführerin Maria del Carmen Peral Ruiz dementiert.

Alegría ist spanisch und bedeutet Freude oder Fröhlichkeit. Doch derzeit ist den Eltern der 72 Kinder, die in der Alegría-Kita bilingual in spanisch und englisch betreut werden, nicht zum Lachen zumute. Das Jugendamt sucht einen neuen Träger, weil ihm das Alegría-Konzept zu elitär ist. So würde das natürlich niemand sagen. Jugendstadträtin Sandra Obermeyer (für die Linke) will das Angebot des Trägers nicht „schlecht machen; aber es ist nicht das, was wir dort wollen“.

Mitte möchte den Standort erweitern und ausbauen und ein „für die Familien aus dem direkten Wohnumfeld bedarfsgerechtes und zuzahlungsfreies Betreuungs- und Bildungsangebot bereitstellen“, heißt es. Bedeutet: Teuren Schnickschnack, den sich viele Eltern nicht leisten können, will das Jugendamt nicht.

Den Bezirk stört das Extrawurst-Konzept der Privatkita. Wobei es sich eher um Tofuwürste handelt, denn die kitaeigenen Köche servieren den Minis ausschließlich vegetarische Biokost. Die Alegría Kiga gGmbH bietet den Eltern zusätzlich ein Komplettpaket, das zwischen 111 und 135 Euro monatlich extra kostet. Darin enthalten sind zusätzliche Mahlzeiten wie Frühstück oder Snacks, Musikkurse auf spanisch und englisch, Yoga für Kinder, zusätzlicher Sport und bilinguale Sprachkurse. Wer diese Extrapakete nicht dazu buchen möchte, muss das nicht, sagt Alegría-Chefin Carmen Peral Ruiz. Allerdings gebe es keine Eltern, die das Zusatzpaket nicht nutzen.

Sandra Obermeyer sagt auch, dass die meisten Eltern aus anderen Bezirken kommen. Das ist mit Kitagutschein in Berlin zwar problemlos möglich, aber bestimmte bezirkliche Kita-Förderungen sind wohnortabhängig. Laut Peral Ruiz sind 40 Prozent der Kinder aus Mitte, der Rest aus Friedrichshain oder Pankow. „Wir haben da andere Zahlen“, so Obermeyer.

Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) berichtet, dass der jetzige Kitaträger nicht mit dem Bezirk kooperiere und „Verhandlungen gescheitert sind“. Das Bezirksamt will den Standort in der Schmidstraße 4 von jetzt rund 70 Plätzen auf etwa 130 Plätze durch An- und Ausbau erweitern. Daran habe die Firma Alegría kein Interesse, so die Meinung im Rathaus. Carmen Peral Ruiz bezeichnet diese Behauptungen alle als „falsch und unheimlich“. Sie wolle den Standort um weitere 70 Plätze erweitern und dadurch verdoppeln. Auch dass sie trotz Aufforderung des Bezirksamtes keine bezirklichen Sanierungsmittel beantragt habe, weist sie zurück. „Wir haben alles mögliche beantragt, aber es wurde immer abgelehnt“, so Peral Ruiz. Mit dem Träger sei auch nie über zuzahlungsfreie Angebote gesprochen worden. „Man kann über alles reden“, so die Chefin der Alegría Kiga gGmbH, die weitere Kitas in der Mohrenstraße 7 und 11 sowie an der Voßstraße betreibt. Für eine Kita mit 45 Plätzen im Neubau der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Howoge an der Stallschreiberstraße hatte sich Alegría ebenfalls gerade erfolgreich beworben. „Doch kurz vor Mietvertragsunterzeichnung informierte uns ein Howoge-Mitarbeiter, das das Bezirksamt Mitte dies ablehnt“, so Peral Ruiz.

Die Eltern der Veggie-Kita haben im Internet eine Petition für den Erhalt der Kita gestartet. Darin heißt es, dass der Bezirk den Standort schließt und 72 Kitaplätze zerstört. Obermeyer betont, dass kein Kind seinen Platz verliere und das Betreuungsangebot des neuen Trägers nutzen könne.

Das Bewerbungsverfahren für einen neuen Kitaträger soll demnächst gestartet werden. „Wir wollen den Übergang für alle Beteiligten in vertretbarem Maße gestalten“, so die Stadträtin. Der gekündigte Träger könne sich an der Ausschreibung beteiligen. „Das machen wir auch“, kündigt Carmen Peral Ruiz an.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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