"Gedenken zweiter Klasse"
QR-Code statt Gedenktafel erinnert an ermordete Polizisten auf einstigem Bülowplatz

Dieser kleine QR-Code im Gehweg auf dem Rosa-Luxemburg-Platz reicht der CDU-Fraktion nicht. | Foto: Dirk Jericho
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An den Doppelmord an zwei Polizisten 1931 auf dem damaligen Bülowplatz und heutigen Rosa-Luxemburg-Platz direkt vor dem Kino Babylon wird keine Gedenktafel erinnern. Das Bezirksamt hat lediglich einen kleinen QR-Code verlegt.

„Ein Gedenken zweiter Klasse“ sei das, protestiert der CDU-Bezirksverordnete Olaf Lemke auf der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Die sogenannte Vorlage zur Kenntnisnahme auf den BVV-Beschluss von Januar 2016, eine Gedenktafel am ehemaligen Bülowplatz mit Erklärungstext aufzustellen, will die CDU-Fraktion nicht akzeptieren. Und auch BV-Vorsteher Sascha-Schug (SPD) kritisiert das Verhalten des Bezirksamtes, so mit Beschlüssen umzugehen. Von Februar 2014 bis zum BVV-Beschluss 2016 hätten die Fraktionen im Kulturausschuss „sehr ernsthaft und ausführlich“ über die Tafel und den Text beraten, so Lemke. „Ein bloßer QR-Code im Boden kann kein angemessenes Gedenken im Sinne des Antrags der BVV für zwei aus politischen Gründen ermordete Polizisten sein. Eine solche Weiterleitung zu einer Informationsquelle kann eine Ergänzung sein, nicht aber eine deutlich im Straßenbild sichtbare Gedenktafel ersetzen“, so Lemke.

Die Ermordung der zwei Polizeioffiziere Paul Anlauf und Franz Lenck am 9. August 1931 auf dem ehemaligen Bülowplatz hatte nach der Wende für Aufsehen gesorgt. Denn einer der Täter, der 1993 als Mörder verurteilt wurde, war Stasichef Erich Mielke. In der Weimarer Republik gehörte das KPD-Mitglied dem 1931 gegründeten Parteiselbstschutz an. Diese paramilitärisch bewaffnete Gruppe plante das Attentat auf die Polizisten. Mielke und sein Kumpan Erich Ziemer erschossen die Polizisten auf dem Bülowplatz und tauchten danach in der Sowjetunion unter.

Kulturstadträtin Sabine Weißler (Grüne) begründet die Verlegung des QR-Steins mit der „Komplexität der Geschichte des Ortes“. Auf der Website gebe es viel mehr Informationen zur Platzgeschichte. Dort werde der in der Weimarer Republik ermordeten Polizeioffiziere gedacht und zusätzlich der weiteren Opfer und deren Geschichte, heißt es.

Insgesamt starben zwischen 1929 und 1931 sechs Menschen auf dem Bülowplatz. „Die Toten stehen für die soziale und politische Polarisierung der endenden Weimarer Republik. Vier zivile Opfer fielen der rücksichtslosen Härte der polizeilichen Gewalt zum Opfer, zwei Polizisten der Gewalt des KPD-Apparates“, heißt es dazu.

Dieser kleine QR-Code im Gehweg auf dem Rosa-Luxemburg-Platz reicht der CDU-Fraktion nicht. | Foto: Dirk Jericho
Ein QR-Code im Gehweg auf dem Rosa-Luxemburg-Platz führt auf die Kulturamtsseite, wo die gesamte Platzgeschichte ausführlich beschrieben wird. | Foto: Dirk Jericho
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Dirk Jericho aus Mitte

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