Engagement-Botschafterin
Studentin Katja Sinko kämpft für mehr Zusammenhalt in der EU

Manche Botschaften brauchen ein Megaphon: Katja Sinko (Mitte) beim March For A New Europe. | Foto: Foto: Stephan Röh
  • Manche Botschaften brauchen ein Megaphon: Katja Sinko (Mitte) beim March For A New Europe.
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Kürzlich hat Familienministerin Franziska Giffey (SPD) die Studentin Katja Sinko aus Lichtenberg zur Engagement-Botschafterin gekürt. Der Titel passt zu ihr, denn Sinko hat viel über ihr Herzensthema, die Europäische Gemeinschaft, zu erzählen.

Ein warmer Sommertag, ein malerischer Blick über die Spree vom Monbijou-Park aus. Katja Sinko kommt gerade von einem Termin im Europäischen Haus, Unter den Linden 78. Dass sie einer dieser Menschen ist, die für eine Sache brennen, ist schnell zu bemerken. Zur Bedeutung Europas befragt, trägt sie sogleich ein leidenschaftliches Plädoyer über Werte, Demokratie, Rechtsstaat und Frieden vor. Eigentlich wolle sie langsam reden, sagt Sinko, um das Mitschreiben zu erleichtern. Doch spätestens als das Thema Rechtspopulismus aufkommt, ist dieser Vorsatz dahin.

In den rechten Parteien sieht Sinko eine Gefahr für Europa. Die nämlich stünden für eine Politik, die den eigenen Vorteil allem anderen voranstellt, ohne Mitgefühl. Mitgefühl, das ist ein Schlüsselwort. Sinko benutzt es oft. „Die EU war als Wirtschaftsunion gedacht, aber sie muss sich zu einer bürgernahen europäischen Demokratie weiterentwickeln, in der endlich das Versprechen eines sozialen Europas eingelöst wird“, sagt sie. „Wenn man durch Berlin geht, kann man überall Gebäude sehen, die mit EU-Geldern finanziert wurden. Wieso regen wir uns auf, wenn wir anderen etwas abgeben sollen?“

Zusammen stark

Der aus nationalen Egoismen gespeiste Streit in der EU macht ihr zu schaffen. So sehr, dass sie die Kampagne The European Moment gestartet hat, mit der sie junge Menschen aufruft, "sich für das Europa einzusetzen, das wir wollen, und nicht nur für das Europa, das wir schon haben". Sinko will etwas bewegen, mit Demonstrationen und Forderungen an die Politik.

Durch ihr Studium der European Studies an der Europa Universität Viadrina in Frankfurt/Oder weiß sie bestens Bescheid. Dem Bestreben etlicher Staaten, wieder egoistischer zu agieren, setzt sie ein „Wir brauchen dringend mehr transnationale Solidarität“ entgegen. Große Herausforderungen wie den Klimawandel, massenhafte Jugendarbeitslosigkeit oder Migration könne heutzutage kein Land alleine bewältigen.

Sinko hat ihre Initiative The European Moment genannt. Das ist ein bisschen Ausdruck eigener Erfahrungen, denn persönliche „Europa-Momente“ haben sie dazu gebracht, sich für die EU engagieren zu wollen. Nach der zehnten Klasse machte Sinko einen Schüleraustausch nach Schweden und erlebte ein Jahr voller Völkerfreundschaft. Die frühe positive Erfahrung hat sie nachhaltig geprägt – ebenso wie der Moment, als dieses Bild erschüttert wurde. „Am 24. Juni 2016 bin ich aufgewacht und dachte: Das darf nicht wahr sein“, sagt sie. Am Tag zuvor hatten die Briten sich für einen EU-Austritt entschieden. „Da habe ich gemerkt: Es gibt viel, sehr viel zu verlieren“, sagt Sinko.

Die jungen Europäer müssen lauter werden

Auffällig am Brexit-Referendum war damals die im Vergleich zur stärksten Wählergruppe der Über-65Jährigen mäßige Beteiligung junger Menschen. Laut YouGov-Umfragen waren allerdings vor allem junge Wahlberechtigte proeuropäisch eingestellt. Warum sich also die Pro-Europa-Initiative The European Moment gerade an junge Menschen richtet, eine Zielgruppe, die der EU – auch in Deutschland – eher positiv gegenübersteht, liegt auf der Hand: „Die Jungen sind mit allen Freiheiten und Vorteilen der EU aufgewachsen. Sie sind dafür, aber sie sagen das nicht laut genug“, kritisiert Sinko.

Das muss sich ändern, findet sie. Das könne sich ändern, wenn die Menschen Europa besser verstünden und mehr Einfluss nehmen könnten. Eine zentrale Forderung von The European Moment ist, die EU bürgernäher zu machen. Das heißt zum Beispiel, mehr Mitbestimmung zu ermöglichen. 2017 hat die Initiative die Petition “Bundestag #MachsEuropäisch” mit dieser und weiteren Forderungen angestrengt. Demnächst wird sie im Bundestag diskutiert.

„Lass mal eben Europa retten“, heißt es auf der Kampagnenhomepage www.theeurope-anmoment.eu. Das ist Jugendsprache, plakativ und frei heraus. Genau darum geht es Katja Sinko: die jungen Europäer aufzurütteln und ihnen bewusst zu machen, dass eine friedliche Zukunft mit den Annehmlichkeiten, die sie gewohnt sind, auch von ihnen abhängt. „Solidarisch und demokratisch sind erst einmal nur Floskeln. Wir wollen sie mit Leben füllen“, sagt sie.

Autor:

Josephine Macfoy aus Schöneberg

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