Sinkender Etat für Bibliotheken

Bibliothek am Luisenbad an der Travemünder Straße besticht vor allem durch ihr umfassendes Angebot an mehrsprachigen Medien. | Foto: Nittel
  • Bibliothek am Luisenbad an der Travemünder Straße besticht vor allem durch ihr umfassendes Angebot an mehrsprachigen Medien.
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Mitte. Wenn die Tage kürzer werden, dann steigt bei vielen Menschen die Sehnsucht nach einem guten Buch. Was läge da näher, als einfach mal wieder eine Bibliothek aufzusuchen.

Im Bezirk Mitte gibt es zurzeit acht Bibliotheksstandorte sowie drei Bücherbusse, die die Grundschulen im Bezirk versorgen. 2011 wurden hier insgesamt 2 868 053 so genannte Medieneinheiten, also Bücher, Zeitungen, Musik-CDs, Hörbücher, DVDs, Kassetten oder Spiele, ausgeliehen - und damit die meisten Berlinweit. Insgesamt stehen den Nutzern in den Bibliotheken im Bezirk zurzeit 539 568 Medieneinheiten zur Verfügung. Das sind 1,6 Einheiten pro Einwohner. Die Nachfrage nach Hörbüchern, CDs und eBooks steigt zunehmend, Video- und Tonkassetten verloren zuletzt stark an Bedeutung. Trotz Internet, zunehmender Digitalisierung und sinkender Verkaufszahlen bei Büchern ist die Nachfrage nach Printmedien in den öffentlichen Bibliotheken jedoch ungebrochen.

Und genau an dieser Stelle gibt es ein entscheidendes Problem: den Medienetat. In Berlin erfolgt die Finanzzuweisung des Landes an die Bezirke nach festgelegten Kennzahlen. Die Ausleihzahlen bestimmen also, wie viel Geld der Bezirk für seine Bibliotheken zugewiesen bekommt. Werden weniger Einheiten verliehen, gibt es auch weniger Geld. Das hat zur Folge, dass sich das Angebot verschlechtert, dass die zur Verfügung gestellten Medien nicht mehr den Wünschen und Bedürfnissen der Leser entsprechen. Die Ausleihzahlen würden weiter sinken, der Medienetat weiter schrumpfen.

Hinzu kommt, dass dieses Geld nicht immer bei den Bibliotheken landet, sondern oft auch für die Erfüllung anderer Aufgaben verwendet wird: So stellte Mitte in 2011 für Medienbeschaffungen einen Etat von 485 000 Euro zur Verfügung. Das entspricht in etwa 1,50 Euro pro Einwohner. Dieser Anschaffungsetat wurde mit dem Haushaltsbeschluss für 2012 um 97 000 Euro abgesenkt. Für 2013 wurde eine weitere Kürzung um 100 000 Euro vorgeschlagen. Das wären über 40 Prozent weniger Anschaffungsmittel als 2011. Damit würde die Aktualität der zur Verfügung stehenden Medien weiter sinken, die Ausleihzahlen vermutlich ins bodenlose schrumpfen, der Medienetat also immer geringer. Für den Bezirk könnte dies am Ende bedeuten, dass einzelne Häuser nicht mehr unterhalten, gar geschlossen werden müssten. So hat sich in den letzten Jahren auch unter dem Druck der Konsolidierung des Haushalts im Land Berlin die Zahl der Bibliotheken von 173 im Jahr 2000 auf 86 in 2011 halbiert. Auch die Entwicklung des Personalstandes in Mitte ist rückläufig: 1999 gab es noch 145 Stellen, mittlerweile nur noch 83. Es ist davon auszugehen, dass mittelfristig weitere Stellen wegfallen werden.

Dabei haben die öffentlichen Bibliotheken in Deutschland nach wie vor einen unglaublichen Zulauf: Mit insgesamt rund 200 Millionen Besuchen lagen sie in 2011 noch weit vor Kinos (146,3 Millionen), Theatern (18,6) und Museen (107,3).

Und doch gibt es immer wieder Gerüchte, dass Standorte im Bezirk geschlossen werden könnten. Häufig genannt ist dabei die Bruno-Lösche-Bibliothek in der Perleberger Straße. Wie das Amt für Weiterbildung und Kultur mitteilte, gäbe es derzeit keine konkreten Beschlüsse für eine Schließung. Man könne aber auch nicht garantieren, dass alle Standorte erhalten bleiben.

Michael Nittel / min
Autor:

Michael Nittel aus Reinickendorf

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