Biobauern beliefern zwei Stadtgruppen im Citybezirk
Ein weißer Kleinbus mit Anhänger fährt Freitagnachmittag in die Tiefgarage am Rosenthaler Platz. Karsten Riedel packt über 20 prallgefüllte Kisten in einen kleinen Nebenraum. Äpfel, Kartoffeln, Kohlrabi, Kürbisse, verschiedene Kohlsorten, Eier, Spinat, Pastinaken und einiges mehr. Das ist die frische Ernte, die seine sechs Mitarbeiter auf dem Biohof im südbrandenburgischen Herzberg vom Feld geholt haben. Seit September beliefert der Leiter Ökologischer Landbau der gemeinnützigen Elster-Werkstätten zwei Stadtgruppen in Mitte und Moabit. Bisher hat Riedel sein BIO-zertifiziertes Obst, Gemüse und Eier nur auf Ökomärkten in Berlin verkauft.
Steffi Hilke wartet schon unten im Parkhaus. Gemeinsam mit ihren Mitstreitern teilt sie die Lieferung in neun gleiche Haufen. Neun Mitglieder hat die Mitte-Gruppe bisher. Hilke ist Sozialpädagogin und hat von dem GRÜNHAUS-Frischedienst in der Berliner Woche gelesen. Gegen einen festen Monatsbeitrag von 60 Euro bringt Riedel jede Woche Obst, Gemüse und Eier nach Berlin. "Wir nehmen, was der Acker gerade hergibt", sagt Bettina Zehner, Mensa-Chefin der Waldorfschule in der Weinmeisterstraße. "Der Wirsing ist wunderschön", sagt die 49-Jährige und packt ihn in ihre Tüten. Etwa 15 Kilogramm hat Riedel an diesem Nachmittag pro Person mitgebracht.
Bettina Zehner zieht bepackt "mit dem Vorrat für sechs Personen" von dannen. Die Gruppenmitglieder tauschen auch untereinander. Wenn jemand zum Beispiel keinen Kohl will, hat vielleicht ein anderer Interesse. "Und was zuviel ist, koche ich ein", sagt Brigitte Schulz beim Anblick der riesigen Gemüseberge.
Die Stadtgruppen können auch mitbestimmen, was Riedels Bauern anbauen. Gemeinsam besprechen sie mit den Landwirten den Anbauplan. Auch Hofbesuche und Ernteeinsätze sind möglich. Ende Oktober waren 15 Leute aus den zwei bisherigen Gruppen zum ersten Mal auf dem GRÜNHAUS-Acker. Riedel hat sie abends mit vollen Gemüsekisten zum Herzberger Bahnhof gefahren. "Ich kann meinen Anbau viel besser planen", beschreibt der Landwirt einen Vorteil der Versorger-Gemeinschaften. Wenn er seine Produkte auf Berliner Märkten verkauft, weiß er nicht, wie viel er abends wegschmeißen muss.
Nach knapp einer Stunde verabschiedet sich Riedel von der Mitte-Gruppe und fährt weiter zum Stadtteilzentrum Bürste in der Moabiter Stephanstraße. Dort wartet die zweite Gruppe auf frischen Nachschub. Die Gruppe aus Mitte hat kein einziges Blatt im Parkhaus liegenlassen. Nächsten Freitag gibts neues Gemüse.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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