Innovationswettbewerb der europäischen Freiwilligenhauptstadt Berlin
Berliner Stadtmission gewinnt mit dem Projekt „Machmit-Boxen“

Ana Lichtwer und Nikolai Wolfert entwickeln die neue „Machmit-Box“, die als sozialer Kiosk mehr sein soll als eine Tauschstation. Im Hintergrund eine andere Verschenkbox aus einem alten Recyclingprojekt. | Foto: Dirk Jericho
2Bilder
  • Ana Lichtwer und Nikolai Wolfert entwickeln die neue „Machmit-Box“, die als sozialer Kiosk mehr sein soll als eine Tauschstation. Im Hintergrund eine andere Verschenkbox aus einem alten Recyclingprojekt.
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Das Projekt „Machmit-Boxen“ von der Berliner Stadtmission ist einer von zehn Preisträgern des Innovationswettbewerbs der europäischen Freiwilligenhauptstadt Berlin. Gesucht wurden „innovative Engagementformen für Verantwortung und Kiezliebe“.

Die entkernten Ruinen vom Haus der Statistik am Alexanderplatz sind das neue Tacheles. Überall wuseln junge Leute in den abgeratzten Plattenbauten, schrauben an Fahrrädern, bohren und basteln draußen oder proben Theaterstücke. In einer einzigartigen Kooperation zwischen Stadt, Wohnungsbaugesellschaft, Künstlern und kreativen Initiativen entsteht hier im „Modellprojekt Haus der Statistik“ ein Campus für Kunst, Kultur, Soziales und Bildung sowie neue Wohnungen und Berlins modernstes Rathaus für den Bezirk Mitte. Einer der 25 „Pioniere“, wie die temporären Erstnutzer in den Erdgeschossen heißen, ist auch die Stadtmission, die hier unter anderem eine Textilwerkstatt betreibt.

Material und Reste für Wiederverwertung

Leiterin Ana Lichtwer scheint sich auf dem kreativen Abenteuerspielplatz wohlzufühlen. Im „Haus der Materialisierung“ zum Beispiel, das später abgerissen wird, arbeiten irgendwie alle zusammen. „Ana, kann ich nachher mal deine Nähmaschine benutzen?“, fragt eine junge Frau von der Materialmafia. Das Projekt sammelt Material und Reste für eine Wiederverwendung. Ana Lichtwer hat bei den Kollegen schon Teile von alten Messemodulen entdeckt, aus denen sie einen Prototyp für die „Machmit-Box“ bauen will.

Mit ihrer Idee einer Verschenk- oder Tauschbox hat sie einen von zehn Preisen des Innovationswettbewerbs und 1500 Euro Projektgeld gewonnen. Denn die „Machmit-Box“ soll mehr sein als ein nützliches „Stadtmöbel“, wie Lichtwer sagt, sondern ein Ort der Zusammenkunft. Ihre Idee: Um jede Box kümmert sich jeweils ein Team aus je einem Obdachlosen, Ehrenamtlichen und Sozialarbeiter. „Durch die persönliche Betreuung werden die Bedürftigen wie eben zum Beispiel Obdachlose vom Nehmenden zum Gebenden und lernen wieder, Verantwortung zu übernehmen“, sagt Ana Lichtwer. Die Tauschbox wird so zu einem sozialen Kiosk, der Leute und Nachbarschaften zusammenbringt und dem Boxbetreuer neue Impulse fürs Leben und Lust auf Aufbruch gibt. Mit einer Ehrenamtspauschale könnten sich die Obdachlosen zudem auch etwas dazuverdienen. „Die Leute machen was zusammen, die Box ist eigentlich nur der Schlüssel“, sagt Nikolai Wolfert vom Projekt Cosum, der die erste „Machmit-Box“ mit Ana Lichtwer im Haus der Statistik bauen will.

Machmit-Box soll vormHaus der Statistik stehen

Die Box wird jetzt gemeinsam mit einer Designerin entwickelt und soll vorm Haus der Statistik stehen. Nachbarn können wie bei anderen Geschenkboxen auch Kleidung, Spielzeug oder Hausrat abgeben, den andere mitnehmen können. Ein Vorteil der „Machmit-Boxen“ ist, dass sie durch die aktive Betreuung der ehrenamtlichen Box-Teams nicht als Müllcontainer missbraucht werden. Wenn der Prototyp steht, wollen Lichtwer und Wolfert den sozialen Effekt und Kieznutzen auswerten. In Workshops wollen sie zukünftig anderen Interessierten zeigen, wie sie selbst „Machmit-Boxen“ bauen und betreuen können. Dadurch entstehen wieder neue Kooperationen und gemeinsame Projekte in den Kiezen, so die Idee. Die Boxen als betreute Tauschstationen könnten vor Kirchen oder auf Plätzen stehen und nachts reingeholt werden. Geplant ist auch eine App, in der später alle „Machmit-Boxen“ registriert sind und sich interessierte Ehrenamtliche und sozial Bedürftige informieren und vernetzen können.

„Wenn du dich zu zweit auf den Weg machst, bist du viel stärker als alleine“, sagt Ana Lichtwer zu ihrer sozialen Tauschbox-Idee. Das sei nicht nur aus der christlichen Perspektive eine Grundregel.

Weitere Infos und Kontakt per E-Mail an alexanderplatz@berliner-stadtmission.de

Ana Lichtwer und Nikolai Wolfert entwickeln die neue „Machmit-Box“, die als sozialer Kiosk mehr sein soll als eine Tauschstation. Im Hintergrund eine andere Verschenkbox aus einem alten Recyclingprojekt. | Foto: Dirk Jericho
Ehrenamtliche Teams könnten auch Hochbeete oder Bienenstöcke als "Machmit-Boxen" betreuen, sagt Ana Lichtwer. | Foto: Dirk Jericho
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

48 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 475× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 441× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 392× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 423× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.740× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.