"Wir wollen zu den Menschen im Kiez"
Carola Schaaf-Derichs über das diesjährige Konzept der Freiwilligenbörse Berlin

Carola Schaaf-Derichs ist Geschäftsführerin der Landesfreiwilligenagentur Berlin und organisiert mit ihrem Team die Berliner Freiwilligenbörse. | Foto: LFA Berlin
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Jahre lang war die Freiwilligenbörse im Roten Rathaus ein fester Termin für Organisationen und Menschen, die ein Ehrenamt suchen. Doch mit Corona kam der Bruch. Die Messe musste in den virtuellen Raum ausweichen.

In diesem Jahr können sich Berlinerinnen und Berliner auch wieder vor Ort über Möglichkeiten des Engagements informieren. Die Landesfreiwilligenagentur Berlin (LFA) hat dafür ein neues Konzept entwickelt. Unser Redaktionsleiter Hendrik Stein sprach mit LFA-Geschäftsführerin Carola Schaaf-Derichs.

War dieser erzwungene Bruch von Nachteil für das Format Freiwilligenbörse?

Carola Schaaf-Derichs: Aus heutiger Sicht war dies ein ungeheurer Schub in Richtung Digitalisierung. Wir haben gelernt, wie wir eine Großveranstaltung auch ohne persönlichen Zusammenkommen interaktiv gestalten können. Aber diese Messe lebt natürlich vom Kennenlernen und Austauschen – in erster Linie zwischen denen, die ein Ehrenamt suchen, und denen, die eines anbieten, aber mittlerweile auch zwischen den circa 100 Ausstellenden, die die Börse als Fachmesse und fürs Networking nutzen.

Auch in diesem Jahr wird die Freiwilligenbörse anders aussehen. Was erwartet interessierte Besucher?

Carola Schaaf-Derichs: Wir wollen dieses Mal zu den Menschen im Kiez, in die Bezirke gehen! Deshalb organisieren wir drei kleinere Börsen vor Ort in drei Bezirken, wo wir an zwei Sonnabenden im Juli und an einem im September präsent sein werden. Wir arbeiten hier mit bezirklichen Ehrenamtsbüros und Freiwilligenzentren zusammen und bringen bis zu 20 Organisationen in einer kleinen Börse vor Ort zusammen. Bei Licht, Luft und Sonne sollte es auch angenehm sein, sich zu begegnen. Und wir richten uns an eine spezielle Zielgruppe. Vor allem junge Menschen wollen wir für ein freiwilliges Engagement begeistern.

Spätestens mit „Fridays for Future“ dürfte auch dem Letzten klar geworden sein, dass Engagement nicht nur ein Thema für Ruheständler ist. Die Veranstaltung am 2. Juli im FEZ wird von jungen Leuten für junge Leute organisiert. Warum ist diese Zielgruppe so interessant für die Freiwilligenbörse?

Carola Schaaf-Derichs: Die Jüngeren reagieren vielleicht nicht in erster Linie auf Begriffe wie „Engagement“ oder „Freiwilligkeit“, weil oft unklar ist, was sich dahinter verbirgt. Das wollen wir ändern und zugleich die Vielfalt der Möglichkeiten gerade für Jüngere im Engagement vorstellen. Was kann ich beitragen? Was bewegt mich wirklich, wenn ich an die großen Fragen unserer Zeit denke? Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Engagement für Umwelt, soziale Gerechtigkeit, aber auch clevere Lösungen für Technologien, Upcycling, Hilfe für Menschen mit Fluchterfahrung oder Ältere – oder einfach mal im PULS-Camp eine Woche ins Engagement konkret und mit anderen reinschnuppern. Meist sind es diese Einblicke, die Faszination schaffen. Das machen wir am 2. Juli im FEZ mit der youthCON’22 und Freiwilligenbörse, unterstützt vom Sternenfischer-Freiwilligenzentrum Treptow-Köpenick, und am 9. Juli im Einkaufszentrum Tempelhofer Hafen, gemeinsam mit dem Ehrenamtsbüro Tempelhof-Schöneberg.

Was versprechen Sie sich von diesen dezentralen Börsenterminen?

Carola Schaaf-Derichs: Dass wir Menschen in ihren Kiezen erreichen, die sicher nicht zur Börse ins Rote Rathaus gekommen wären, aber vielleicht auf ein Sommerfestival im FEZ Lust haben.

Der virtuelle Raum wird trotzdem auch 2022 eine große Rolle spielen. Wie sieht das Online-Angebot der Börse in diesem Jahr aus?

Carola Schaaf-Derichs: Auf berliner-freiwilligenboerse.de finden Interessierte jede Menge spannender Angebote aus dem gesamten Spektrum des Engagements berlinweit. Über 80 Organisationen stellen sich dort vor und können alphabetisch oder über die zwölf Themenfelder aufgerufen werden – ob es um Engagement für und mit Älteren, Geflüchteten oder Kindern geht oder sich um die Unterstützung junger Familien, Repair-Cafés oder Kochgruppen handelt. Neu dabei sind viele Themen rund um Nachhaltigkeit in der Ernährung, diverse Camps, aber auch ein Rockfestival.

„Sommer 2022 – Deine Zeit“ lautet das Motto, das die Klammer für alle Aktivitäten der Freiwilligenbörse in diesem Jahr bildet. Wofür steht der Slogan?

Carola Schaaf-Derichs: Wir wollen die 15. Berliner Freiwilligenbörse zu einem eindrücklichen Sommer-Event machen: Reinschnuppern ins freiwillige Engagement, neue Leute kennenlernen, vielfältige Einblicke in unser gesellschaftliches Leben bekommen, Mitmachaktionen gestalten, selbst aktiv werden statt in der Gaming-Bude abzuhängen, kurz: raus ins Leben und die eigenen Möglichkeiten entdecken! Und das mit viel Spaß und guter Laune. Gerade junge Leute wissen oft noch nicht, wo und wie sie hier aktiv werden können und was es ihnen selbst bringt. Das ist unser Angebot, hier teilzuhaben, neue Welten in Berlin zu erobern. Aber natürlich gilt das auch für alle anderen Generationen, neugierig und aktiv zu bleiben, unsere Gesellschaft mitzugestalten, eigene Werte einzubringen und sich selbst zu verwirklichen im Sommer 2022 – mit „meiner Zeit“.

Autor:

Hendrik Stein aus Weißensee

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