Letzte Ruhe auf Staatskosten
Knapp 4000-mal bezahlte 2021 die Behörde die Bestattung von Armen und Einsamen
Exakt 2602 ordnungsbehördliche Bestattungen haben die Gesundheitsämter im vergangenen Jahr angeordnet. Das sind nur zwölf weniger als 2020. Dazu kommen 1240 Sozialbestattungen. 2020 waren es 1555.
Das geht aus den Zahlen der Senatsgesundheitsverwaltung auf eine Anfrage des Abgeordneten Sebastian Schlüsselburg (Die Linke) zu sogenannten Armutsbegräbnissen hervor. Die Zahlen liegen auf dem Niveau wie vor Corona. Vor Ausbruch der Pandemie 2019 gab es 1543 Sozialbestattungen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr knapp 4000 Menschen auf Staatskosten bestattet. Die Kosten belaufen sich für die ordnungsbehördlichen Bestattungen auf etwa 1,2 Millionen Euro. Hinzukommt etwa die gleiche Summe, die die Sozialämter für sogenannte Sozialbestattungen bezahlen. Das sind Bestattungen für die Toten, für die es zwar bestattungspflichtige Angehörige (Kinder, Eltern, Geschwister, Großeltern, Enkel) gibt, die aber kein Geld haben und beim Sozialamt die Kostenübernahme beantragen.
Suche nach Angehörigen
Bei den ordnungsbehördlichen Bestattungen übernimmt das Amt die Kosten, weil keine Angehörigen ermittelt werden konnten. Die Gesundheitsämter müssen nach Bestattungsgesetz die Toten zügig unter die Erde bringen und strecken in diesen Fällen erstmal die Kosten vor. Allerdings werden von den Behörden oft später Angehörige ausfindig gemacht, die dann zur Kasse gebeten werden. Das können nahe Verwandte sein, die im Ausland leben und von dem Tod nichts wussten, weil sie keinen Kontakt mehr zu dem Menschen hatten.
Wie erfolgreich die Recherchen sind, dokumentieren nicht alle Bezirke. Friedrichshain-Kreuzberg schätzt, dass es 40 bis 50 Prozent sind, Mitte macht „in zirka 70 Prozent der Fälle nachträglich Angehörige aus“, wie Gesundheitsstaatssekretär Thomas Götz mitteilt. Etliche Bezirke machen dazu keine Angaben und führen keine Statistiken. Lichtenberg vermeldet gar: „Eine Angehörigensuche findet nicht statt.“
Fast alle ordnungsbehördlichen Bestattungen werden auf dem katholischen Alten Domfriedhof St. Hedwig an der Liesenstraße und auf zwei weiteren katholischen Friedhöfen durchgeführt. Der Vertrag des Landesverwaltungsamtes mit dem Friedhofsbetreiber läuft noch bis Ende März 2023. Die Berliner Woche hatte im vergangenen November über die Arbeit von Bernd Simon auf dem Alten Domfriedhof berichtet. Der Urnenbegleiter erweist zehnmal am Tag den Verstorbenen die letzte Ehre. Fast immer kommt der letzte Abschiedsgruß von Bernd Simon allein.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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