Per Los zum Klimabürger
Ausgewählte Berliner sollen in einem Beirat Senat und Abgeordnetenhaus Empfehlungen geben

Seltener Schnee: Der Senat gründet einen Klimabürgerrat, der den Politikern konkrete Maßnahmen und Ideen vorschlagen soll, wie Berlin sein Klimaziel, spätestens 2045 klimaneutral sein, erreichen kann. | Foto: Dirk Jericho
2Bilder
  • Seltener Schnee: Der Senat gründet einen Klimabürgerrat, der den Politikern konkrete Maßnahmen und Ideen vorschlagen soll, wie Berlin sein Klimaziel, spätestens 2045 klimaneutral sein, erreichen kann.
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Der Senat hat ein Auswahlverfahren für den „Klimabürger:innenrat“ gestartet. Die Gründung eines Bürgergremiums hatte Rot-Rot-Grün im April beschlossen.

Der „Klimabürger:innenrat“ ist im rot-grün-roten Koalitionsvertrag Teil aus dem 100-Tage-Programm der Regierung. Umwelt- und Klimaschutzsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) hat jetzt per Zufallsstichprobe aus dem Melderegister 2800 Berliner angeschrieben und zum Mitmachen aufgefordert. Dem Rat werden 100 Menschen ab 16 Jahren angehören, die aus den Rücksendungen per Algorithmus nach soziodemografischen Kriterien wie Alter, Geschlecht, Bildungsabschluss, Wohnbezirk und Migrationserfahrung ausgewählt werden. Die neue Truppe soll wie „eine Art Mini-Berlin die Bevölkerung der Hauptstadt am besten repräsentieren“, heißt es.

Die Gründung eines „Klimabürger:innenrates“ hatte das Abgeordnetenhaus im vorigen Jahr beschlossen. Die Idee dazu hatte die Volksinitiative „Klimaneustart Berlin“. 32.000 Berliner hatten damals ein solches Bürgergremium gefordert. Das Beteiligungsgremium soll bis zum Sommer Empfehlungen für die Klimaschutzpolitik des Landes erarbeiten. Dabei geht es um konkrete Maßnahmen und Ideen, wie man die Klimaziele erreichen könnte. Berlin will spätestens 2045 klimaneutral sein.

Die auserkorenen Klimabürger sollen gemeinsam mit Experten und Wissenschaftlern in insgesamt neun Sitzungen Empfehlungen erarbeiten. Die erste Sitzung des „Klimabürger:innenrates“ ist für Ende April geplant. Diskutiert werden konkrete Maßnahmen in den sogenannten Handlungsfeldern Verkehr, Gebäude, Wärme und Energie. Anhand von Alltagsszenarien sollen die Teilnehmer das Für und Wider von zum Beispiel Gebäudesanierungen oder Fahrverboten diskutieren. Die Empfehlungen werden am Ende in einem Bürgergutachten zusammengefasst und dem Senat und dem Abgeordnetenhaus vorgelegt.

Bindend sind sie für die Politiker aber nicht. Welche Vorschläge umgesetzt werden, entscheiden am Ende Regierung und Parlament. „Wir werden uns mit den konkreten Empfehlungen sehr sorgfältig beschäftigen und sie angemessen berücksichtigen“, verspricht Bettina Jarasch. „Es sollte sichergestellt werden, dass die Handlungsempfehlungen nicht in der parlamentarischen Schublade verschwinden. Bei Ablehnung einer Empfehlung sollte dies öffentlich begründet werden”, sagt Cornelia Auer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Auch der Verein „Mehr Demokratie“, der einen solchen Klimarat gefordert hatte, drängt auf Beachtung der Bürgerforderungen. „Die Empfehlungen des Bürgerrats müssen am Schluss auch berücksichtigt werden”, sagt „Mehr Demokratie“-Chef Oliver Wiedmann. Der Senat solle sechs Monate nach Abschluss des „Klimabürger:innenrates“ eine Stellungnahme zum Stand der Umsetzung der Empfehlungen abgeben.

Die vom Senat beauftragten Organisationen wollen auch angeschriebene Personen von „unterrepräsentierten Gruppen“ persönlich besuchen. „Gerade Menschen mit niedrigem Bildungsabschluss, geringerem Haushaltseinkommen oder mit Migrationshintergrund melden sich seltener auf eine postalische Einladung zurück“, weiß Christine von Blanckenburg vom Beteiligungsinstitut Nexus.

„Im Klimabürger:innenrat geht es darum, die von den Entscheidungen betroffenen Bürger in die Gestaltung ihrer Zukunft einzubeziehen“, sagt Professor Ortwin Renn vom Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung IASS Potsdam, das den Rat wissenschaftlich begleitet. „Der Klimawandel erfordert nicht nur technische Veränderungen, sondern auch Änderungen von Verhaltensweisen und Lebensstilen“, erklärt Renn. Bisher lasse sich die Politik nur von Experten beraten. „Mit dem Klimabürger:innenrat holt sich die Politik nun ganz bewusst Beratung seitens der Berliner Bevölkerung.“

Weitere Informationen unter www.berlin.de/klimabuergerinnenrat.

Seltener Schnee: Der Senat gründet einen Klimabürgerrat, der den Politikern konkrete Maßnahmen und Ideen vorschlagen soll, wie Berlin sein Klimaziel, spätestens 2045 klimaneutral sein, erreichen kann. | Foto: Dirk Jericho
Prima Klima: Der Senat gründet einen Klimabürgerrat, der den Politikern konkrete Maßnahmen und Ideen vorschlagen soll, wie Berlin sein Klimaziel, spätestens 2045 klimaneutral sein, erreichen kann. | Foto:  Dirk Jericho
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

48 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 148× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 132× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 202× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 588× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.