Michaelkirchplatz und Engelbecken
Ein Gartendenkmal in Zeiten von Covid-19

Polizeiliche Absperrung der Eingänge | Foto: Jörg Simon
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Wer dieser Tage auf den Michaelkirchplatz kommt, der hat das Gefühl, auf einem Spiel- und Bolzplatz zu sein. Die Fußbälle fliegen, es wird Federball gespielt, jemand hat zwischen 2 Bäumen ein Seil gespannt und balanciert darauf. Viele kleine Kinder sind auf ihren Minifahrrädern unterwegs. Dazwischen noch Erwachsene und Jugendliche, die über die Wege mit ihren Fahrrädern rasen. Einen Vater sah ich, der mit seinem Lastenrad, in dem auch Kinder saßen, mit Höchstgeschwindigkeit über die Wege raste. Römisches Wagenrennen war mein erster Gedanke. Hundehalter und Hunde sind wie immer auch unterwegs, man sieht es an Kothaufen und tiefen Löchern in den Rasenflächen. 

Am Engelbecken hat der Pächter des Cafés dessen Räume mit großen Spanplatten vor den Fenstern und Türen gesichert. Er weiß warum, die Zerstörungen würden sonst sehr teuer. Mittlerweile sind die Spanplatten natürlich beschmiert. Wie auch die Außenwände des Gartendenkmals Luisenstädtischer Kanal. Der Grünstreifen zwischen Beckenrand und Hecke wurde gesperrt. Dicke Ketten verschließen die Tore. Dennoch halten sich Personen dort auf, dringen in den Bereich des Cafés und der Streifen am Becken ein. Das sie damit sich strafbar machen, interessiert sie scheinbar nicht. Es ist nichts anderes als Hausfriedensbruch. Immer wieder muß die Polizei Leute, die da auch in größeren Gruppen sind, herausholen. 

Weiterhin werden die Wasservögel gefüttert, Müll verteilt, auf den Rückenlehnen der Parkbänke gesessen, die Sitzflächen verschmutzt. Es wird auf dem Dach vom Café gesessen, allein, zu zweit, zu vielen. Gruppen von "jungen Männern" stehen im halben Dutzend herum. Radfahrer fahren weiterhin durch die engen Wege am Engelbecken. Dabei ist das Schild an der Waldemarbrücke kaum zu übersehen. Gestern kam mir eine Frau mit Lastenfahrrad auf der Rampe für die Rollstühle entgegen. Der Platz genügte kaum, dass sie zwischen den Geländern hindurch kam. Am Rosengarten bogen Radfahrer um die Ecke und fuhren mitten zwischen die Fußgänger. Die können ja springen!

Soweit die Situation. Ich frage Sie: Ist das wirklich alles nötig und richtig? Wir haben Kontaktbeschränkungen, ein gefährliches Virus geht um und hinterläßt eine tiefe Wunde in Familien, Wirtschaft und Gesellschaft. Wir alle müssen uns einschränken. Spiel- und Bolzplätze sind aus gutem Grund gesperrt. Dafür müssen jetzt z. B. Grünanlagen wie der Michaelkirchplatz herhalten. Verständlich ist, dass Kinder raus müssen, spielen. Doch die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus werden damit torpediert. Aber wissen Sie, wie unangenehm es ist, daran vorbeizulaufen und Angst haben zu müssen, von so einem Fußball getroffen zu werden? 

Es wäre an der Zeit, das individuelle Verhalten in Grünanlagen wie dem Luisenstädtischen Kanal endlich der Situation und den Regeln anzupassen. Wenn wir nach der Coronakrise noch einen halbwegs gepflegten Rasen auf dem Michaelkirchplatz haben wollen, dann braucht das einen Sieg der Vernunft und der Rücksicht über den Spieltrieb. Die Wiesen sind kein Bolzplatz! Zäune, wie unten am Engelbecken oder auch um den privaten Spielplatz der Caritas an der Kirche sind nicht dazu da, sie zu ignorieren. Sie sagen halt, hier darf ich nicht rein. 

Ein Radfahrverbot, ein Fütterungsverbot für Wasservögel und der Leinenzwang für Hunde bestehen nicht ohne Grund. Wer dagegen verstößt gefährdet Fußgänger und Wasservögel und trägt dazu bei, die Grünanlage weiter zu schädigen. Mülleimer sind dazu da, Müll in diese und nicht auf die Wiese, ins Wasser oder rings um die Mülleimer zu werfen. 

Ich appelliere an alle Besucherinnen und Besucher unseres Luisenstädtischen Kanals mit ihrem individuellen Verhalten dazu beizutragen, diese Grünanlage vor weiteren Schäden und Gefahren für Fußgänger zu schützen. Auch die Polizei hat wahrlich genügend andere Aufgaben, als ständig unser "Kindermädchen" zu sein, dass daran erinnert, was derzeit zum Schutz vor der Verbreitung des Virus erforderlich ist. 

Bitte haben Sie als Besucherinnen und Besucher der Grünanlage auch den Mut, andere anzusprechen, die sich falsch verhalten oder sprechen Sie bitte die Polizeibeamten an, wenn Ihnen Dinge auffallen. Im Interesse von uns allen, die sich an die Kontaktbeschränkungen und anderen Regeln halten. Vielen Dank dafür. 

Hinweis: Art und Umfang der Nutzungen der Grünanlage sind nicht immer gleich. Daher ist das auch nur eine Beschreibung der Situation, wie ich sie an verschiedenen Tagen zu verschiedenen Zeiten angetroffen habe. An das Bezirksamt Mitte die Bitte: Setzen Sie bitte endlich Parkläufer ein. 

Informationen zum Fütterungsverbot für Tiere des Bezirksamtes Mitte: 

https://www.berlin.de/ba-mitte/politik-und-verwaltung/aemter/umwelt-und-naturschutzamt/artikel.894422.php

Grünanlagengesetz des Landes Berlin

Autor:

Jörg Simon aus Mitte

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