Die Luisenstadt Nord macht mir Sorgen
Verwahrlosung, Rücksichtslosigkeit, Gewalt und alles was dazugehört

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Mir macht die Entwicklung in der Luisenstadt Mitte Sorgen. Große Sorgen. Bei meinen zahlreichen Spaziergängen durch die Luisenstadt erlebe und sehe ich Dinge, die mich an den Menschen, der Gesellschaft zweifeln lassen. Manchmal versuche ich es anzusprechen, zu beeinflussen. Auf den verschiedensten Wegen. Durch Ansprache von Politik und Verwaltung. Meist erfolglos. Die empfinden die Situation mittlerweile als normal. "Ist doch überall in Berlin so", war die Antwort bei einer Sitzung zum Umbau der Michaelkirchstraße, an der ich als Anwohner und einer der Vertreter der Mitglieder der Wohnungsgenossenschaft mit den meisten Wohnungen vor Ort teilnahm. 
Oder aber mich überkommt der Leichtsinn und ich spreche die Personen selbst an, deren Verhalten mich stört. Seien es Radfahrer auf Geh- und Parkwegen, Hundehalter, die Kot nicht wegräumen, Leute, die durch Vorgärten laufen, als wäre es ein Gehweg. Die mit dem Fahrrad über die Rasenflächen fahren. Früher nannte man es Zivilcourage. Heute nennt man es Blockwart, Spießer, psychisch krank und ahndet es mit hemmungsloser Aggression, zum Glück meist nur verbal. Ein Mann nebst Hund ging dieser Tage auf mich los, weil ich ihn bat, den privaten Rasen zu verlassen. Die Hundehalter geben vor, nicht zu wissen, dass Hundeurin Pflanzen verätzt. Harnsäure, schon mal gehört? Ist mir doch egal, dann pflanz halt nichts. Den Gärtnern fliegt der Kot beim Rasenmähen um die Ohren. Würde Ihnen das gefallen? Ein Lastenradfahrer wurde ausfällig, weil ich fragte, warum er auf dem Rasen vom Michaelkirchplatz stand. Genauso ist es auf dem Gehweg vor dem Haus, in dem ich wohne, wo ein Radfahrer mich dieser Tage ins Gesäß trat. 

Warum passiert das? Es passiert, weil jahrelang in Berlin alles toleriert wurde. Polizei, Ordnungsamt auf ein Minimum reduziert wurden, keine Unterstützung aus Teilen der Politik hatten und haben. Leute, die die Stadt zu ihrer Beute machten, die Bevölkerung jahrelang einschüchterten, bis diese weggesehen haben und nichts mehr sagten. So heißt es immer: Sag nichts, ändert eh nichts. Sei vorsichtig, die stechen Dich ab. 

Das Resultat ist eine vermüllte Stadt, vollgeschmierte Wände von Häusern und Denkmale voller Farbe und Plakate (Luisenstadt vor allem entlang Engeldamm, der Luisenstädtische Kanal nebst Engelbecken), herumliegender Müll und Kot, Wildpinkeln ohne jede Hemmung und das Bewusstsein bei den Tätern, mir passiert ja ohnehin nichts. Polizei ist keine da, Ordnungsamt auch nicht und die anderen hier sehen ohnehin weg. 

Mein Eindruck ist nach 16 Jahren Berlin: Diese Stadt hat die unnormalsten Verhaltensweisen zur Normalität werden lassen. Schauen wir in die Köpenicker Straße zwischen Engeldamm und Adalbertstraße. Meterhohe Palisaden an einem "sozio-kulturellem Objekt", Eisenstangen mit angespitzten Enden, die in den Gehweg ragen. Ein paar Meter weiter die Bauruine, vor der über Jahre vermutlich Tonnen von Müll auf Kosten der Allgemeinheit (also uns allen) beseitigt werden musste und muss. Wie kann es sein, dass die Ämter nicht schnellstens für die Beseitigung der Palisaden Sorge tragen (baurechtlich mit Sicherheit nicht zulässig)? Das dort als Bollwerk gegen die Polizei überhaupt entstehen konnte? Stellen wir uns vor, dieser ganze Krempel da fällt um und erschlägt Passanten. 

Das Engelbecken voller Algen, dieses Jahr die zweite große Welle. Grund: Ständige Einbringung von Nährstoffen (Fütterung, organische Abfälle). Schlechte Pflege. Wo ist der Aufschrei aus der Bevölkerung? Wo ist die Vernunft, dort nicht zu füttern? Was haben wir? Haferflocken und Gras im Wasser, die Flaschen tanzen auf dem Wasser und der Grünstreifen ist voller Abfälle, die natürlich auch ins Wasser gelangen. Die Ratten haben paradiesische Zustände.

Doch fast niemand sagt etwas. Es ist normal, dass der Müll liegenbleibt. Von zertretenen Hecken, beschmierten Wänden habe ich schon mehrfach geschrieben. 

Mir macht diese Entwicklung große Sorgen. Es ist unser aller Stadt, in der wir leben. Warum überlassen wir Sie also Leuten, die diese Stadt zu ihrer Müllhalde werden lassen? Warum akzeptieren Sie, dass Einzelne diese Stadt und ihre Mitmenschen so behandeln? Sie sind nicht allein, wenn Sie diese Zustände stören. Es gibt viele. Sie müssen nur den Mut finden, diese Situation nicht mehr hinzunehmen. Es gibt sehr viele legale Wege, dagegen anzugehen. Wir müssen es nur tun. Gemeinsam.

Autor:

Jörg Simon aus Mitte

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