Ein Euro pro Tag
Corona-Pandemie und Homeoffice befeuern Diskussion über ÖPNV-Tarife
Corona hat das Mobilitätsverhalten verändert. Wegen Homeoffice haben die Verkehrsunternehmen 50 Prozent weniger Kunden und BVG und S-Bahn verkaufen auch weniger Abos.
Wer nur einmal die Woche ins Büro muss, braucht kein Jahresabo, das bei der BVG 728 Euro kostet. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) bastelt deshalb an „Flextarifen“. Fahrgäste könnten sich ein Homeoffice-Ticket aufs Handy laden, und damit innerhalb von zwei Monaten flexibel acht, zwölf oder 24 Tageskarten abfahren, so eine Idee. Eine andere ist, zu den Flex-Abos die Fahrradkarte dazuzugeben. Entschieden ist noch nichts, die VBB-Gremien wollen sich in den nächsten Wochen einigen.
Fakt ist: Die Tarife müssen attraktiver werden. Für den Fahrgastverband IGEB sind die VBB-Ideen zu kompliziert und wegen der 60-Tage-Gültigkeit eine „Art Glücksspiel“, heißt es. Der IGEB fordert stattdessen ein einfaches Jahresticket nach dem Wiener Modell. Dort kosten die Öffis 365 Euro im Jahr, egal wie oft man fährt. Kündigungen wegen Homeoffice habe es kaum gegeben, so IGEB. Weil Berlin etwas größer sei als Wien, schlägt der IGEB ein 399-Euro-Jahresticket vor.
Die SPD will schon lange mit einem 365-Euro-Ticket mehr Leute in Bus und Bahn bringen. Ein Euro pro Tag – dafür würde ich auch öfter mein Auto stehen lassen und die Öffis nehmen. Der Regierende Michael Müller (SPD) macht derzeit in der Koalition Druck. Unklar ist, wie ein so günstiges Jahresticket und der ÖPNV-Ausbau finanziert werden sollen. Die Verkehrsverwaltung hatte zuletzt ein Pflichtticket für alle, eine City-Maut und höhere Parkgebühren vorgeschlagen. Strittig bleibt aber, ob bei einem 365-Euro-Ticket wirklich mehr Menschen den ÖPNV nutzen.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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