"Gut erreichbar, aber ohne Autos"
"Flaniermeile Friedrichstraße" soll dauerhaft gesperrt bleiben

Aus dem Experiment wird ernst: Die Friedrichstraße soll in ihrer Mitte dauerhaft autofrei bleiben. Für den Senat ist der Verkehrsversuch positiv verlaufen – trotz mehr Radlern und mehr Verkehr in den Nebenstraßen.

Auf dem seit Ende August 2020 autofreien Abschnitt der Friedrichstraße sollen Autos dauerhaft draußen bleiben. Denn aus Sicht der Senatsverkehrsverwaltung ist das Experiment „Flaniermeile Friedrichstraße“ positiv verlaufen. „Die Ergebnisse des Verkehrsversuchs zeigen, dass die überwältigende Mehrheit der Passanten eine autofreie Friedrichstraße bevorzugt“, begründet Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne). So sagten 82 Prozent bei einer Umfrage, sie würden eine dauerhafte Verkehrsberuhigung begrüßen – wegen der höheren Aufenthaltsqualität, weniger Lärm und besserer Luft. Dabei zeigt ein Zwischenbericht der Senatsumweltverwaltung: Es flanieren gar nicht mehr Fußgänger auf dem gesperrten Abschnitt, und die Anwohner der Nebenstraßen leiden wegen der Umleitungen unter mehr Autolärm. Die Senatsverkehrsverwaltung bestätigt das, wenn auch eingeschränkt: „Zwar gab es in den umliegenden Straßen eine Zunahme des Verkehrs, diese war aber geringer als die Abnahme im Bereich Friedrichstraße“. Zugenommen hat auch der Radverkehr, was zu Konflikten mit den Flaneuren führt.

Als Nächstes will der Senat die Teileinziehung der Straße für den Autoverkehr beim Bezirk Mitte beantragen. Das könnte gut sechs Monate dauern. Wird die Teilsperrung genehmigt, so ist unter anderem angedacht, die für Passanten nicht ungefährlichen Radspuren mittig der Straße in die parallele Charlottenstraße zu verlegen. Die Mauerstraße und Glinkastraße könnten Einbahnstraßen werden, um den Nebenstraßenverkehr zu reduzieren. „Wir möchten die Attraktivität dieses prominenten Ortes gemeinsam mit den Berlinern und den Anrainern neu gestalten“, so Günther. „Mit mehr Grün, Plätzen zum Bummeln und Verweilen – angepasst an die Klimaerhitzung, sehr gut erreichbar, aber ohne private Autos.“

Kritik kommt von der Berliner CDU-Fraktion. „Für Fußgänger fehlt es an Platz, die Radautobahn ist alles andere als eine Flaniermeile, und der Pkw-Verkehr hat sich in andere Straßen verlagert“, so Oliver Friederici. „Wer da allen Ernstes von einem ,vollen Erfolg‘ spricht und den Versuch zur Dauerlösung erklärt, betreibt Realitätsverweigerung."

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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