Senatoren wollen reden
Gespräche über geplanten Grünstreifen auf der Karl-Marx-Allee

Nach dem nicht abgestimmten Vorstoß der Grünen-Verkehrssenatorin Regine Günther, auf dem Mittelstreifen der Karl-Marx-Allee entgegen bisheriger Planungen einen zehn Meter breiten Grünstreifen zu errichten, wollen die Senatoren jetzt reden.

In einer gemeinsamen Erklärung kündigen Umwelt- und Verkehrssenatorin Regine Günther und Kultursenator Klaus Lederer (Linke) „weitere Gespräche zur künftigen Gestaltung der Karl-Marx-Allee im ersten Quartal 2020“ an. Wie berichtet, war der für das Landesdenkmalamt zuständige Kultursenator sauer auf seine Kollegin. Denn die Karl-Marx-Allee ist Teil des Denkmalensembles „Karl-Marx-Allee zweiter Bauabschnitt“, für das ein Antrag auf Aufnahme in die Unesco-Welterbeliste läuft. Die plötzliche Änderung der Senatorin von Parkstreifen in Grünstreifen verändert das Gesamtbild der Magistrale und könnte aus Denkmalschutzgründen zu Problemen bei der Weltkulturerbe-Bewerbung führen, so die Befürchtung.

Wie berichtet, begründet Günther die Änderungen hin zum Grünstreifen mit dem Mobilitätsgesetz und den Klimaveränderungen. Der Grünstreifen schaffe „ein gutes Mikroklima und zusätzliche Versickerungsflächen“. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) hatte sich wie auch Bausstadtrat Ephraim Gothe (SPD) über Günthers Alleingang aufgeregt, weil er ein Anwohnervotum von 2015 für den Erhalt der 160 Parkplätze ignoriert. Jetzt sollen die „Anwohner der Karl-Marx-Allee sowie die Stadtgesellschaft wie geplant beteiligt“ werden, heißt es plötzlich. Ende Januar sei „eine Bürgerinformationsveranstaltung in Kooperation mit dem Bezirk Mitte“ geplant.

Derzeit ist auch völlig unklar, welche Konsequenzen die Umplanung für die Bauzeit und Kosten hat. Weder das Bezirksamt noch die Senatsverkehrsverwaltung wollen sich dazu äußern. „Die Abstimmungen zur Gestaltungslösung auf der Karl-Marx-Allee laufen noch“, sagt Günthers Sprecher Jan Thomsen nur. Völlig ungeklärt ist zum Beispiel, wer zukünftig die Pflegekosten für den insgesamt knapp einen Hektar großen Grünstreifen übernimmt. Das Bezirksamt hatte bereits 2014 eine Begrünung des Mittelstreifens mit Verweis auf die Folgekosten abgelehnt. Durch den Grünstreifen würde der Bezirk auch alle Einnahmen aus den Parkautomaten verlieren.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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