Poller-Radwege sorgen für Probleme
Paket- und Lieferdienste haben immer mehr Schwierigkeiten, zu ihren Kunden zu kommen

Möbellieferungen oder Umzugswagen? Auf der Invalidenstraße ist das kaum möglich. Für Pakete nutzen Lieferdienste zum Teil Lastenräder. | Foto: Dirk Jericho
  • Möbellieferungen oder Umzugswagen? Auf der Invalidenstraße ist das kaum möglich. Für Pakete nutzen Lieferdienste zum Teil Lastenräder.
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Mit Pollern geschützte und farbig markierte Radfahrstreifen machen das Radfahren attraktiver und sicherer. Das besagt eine Studie der landeseigenen infraVelo.

Weniger Falschparker und ein höheres Sicherheitsgefühl – für Radfahrer sind zwei Meter breite Fahrstreifen komfortabel. Der Senat baut mit dem Mobilitätsgesetz die Stadt für den Öffentlichen Personennahverkehr, Rad- und Fußverkehr um; Autos sollen immer mehr raus aus der Stadt. Die wegen Corona eingerichteten temporären Radwege mit Warnbaken auf 27 Kilometer Länge werden dauerhaft zu geschützten Radstreifen. Dazu kommen neue Projekte wie auf der Invalidenstraße. Die Radwege sind dort wie bei Berlins erster „Protected Bike Lane“ an der Holzmarktstraße mit Pollern abgetrennt. Insgesamt gibt es bisher 13 derart geschützte Radwege mit über sechs Kilometer Länge. Das Problem: Paket- und Lieferdienste haben immer größere Probleme beim Beliefern.

Die Händler an der Invalidenstraße können nur noch schwer beliefert werden. Ein kurzfristiges Stehenbleiben in der zweiten Reihe ist nicht möglich, da dort die Straßenbahngleise liegen. Ein Weinhändler in der Ackerhalle hatte deshalb gegen den Poller-Radweg geklagt; doch das Oberverwaltungsgericht wies die Klage ab. Die Lieferanten müssen ihre Paletten von eingerichteten Lieferzonen viele Meter entfernt über Radweg, Gleise und Gehweg zerren. Wer einen Umzugswagen braucht oder sich schwere Möbel liefern lässt, hat ebenfalls ein Problem. Denn faktisch ist es auf der Invalidenstraße zwischen Nordbahnhof und Brunnenstraße nicht mehr möglich, zum Be- und Entladen stehen zu bleiben, weil man dann die Straßenbahn blockiert. Die Möbelwagen könnten in den angrenzenden Nebenstraßen halten, sagt Constanze Siedenburg, Sprecherin von Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne).

„Unsere Zusteller nutzen kurzfristige Parkmöglichkeiten und Lücken rund um den Bereich“, sagt DHL-Sprecher Hans-Christian Mennenga. „Um einerseits die Arbeit unserer Zusteller zu erleichtern und andererseits eine größtmögliche Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten, erheben wir bereits seit Längerem die Forderung nach ausgewiesenen Lieferzonen in vielbefahrenen, städtischen Gebieten“, so Mennenga. Die Fahrer des Getränkelieferanten Flaschenpost zum Beispiel müssen die Kisten zum Kunden weit schleppen oder sie blockieren bestehende Hofausfahrten. Die Firma Flaschenpost hat noch „keine Erfahrungen zu den neuen geschützten Radwegen“, wie Sprecher Martin Neipp sagt. Den Fahrern würden „mittels eines intelligenten Tourenplanungssystems offizielle Parkmöglichkeiten angezeigt“. Im Bereich Invalidenstraße bedeutet das: weit weg von der Zieladresse.

Der ADAC begrüßt den geschützten Radweg auf der Invalidenstraße, „weil diese schmale und vielbefahrene Straße in der Vergangenheit besonders unfallträchtig war“, so Sprecherin Sandra Hass. Sie kritisiert aber, dass „sowohl Anwohner als auch Gewerbetreibende vor vollendete Tatsachen gestellt wurden“. Die Betroffenen sollten bei solchen Vorhaben grundsätzlich rechtzeitig mit ins Boot geholt werden, „damit gemeinsam nach Alternativen fürs Parken und Lieferzonen gesucht werden kann“, so Sandra Hass. Einige Lieferdienste würden auch Lastenräder einsetzen. „Für größere Belieferungen oder auch Umzüge geht das natürlich nicht. Dann muss in Nebenstraßen ausgewichen werden“, sagt die ADAC-Sprecherin. „Ein Recht auf optimale Belieferungsmöglichkeiten hatte das Gericht in dem Fall bereits verneint.“

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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