Geschäftssterben in 1A-Lage: Hoher Leerstand in den Dreispitzpassagen

Die Dreispitzpassagen zwischen Reinhardt- und Claire-Waldoff-Straße gegenüber dem Friedrichstadt-Palast wurden kurz vor der Wende fertiggestellt. | Foto: Dirk Jericho
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Mitte. In den Dreispitzpassagen, gegenüber vom Friedrichstadt-Palast, stehen fast alle Läden leer. Jetzt wurde dem Restaurant „Madame Touche“ unter der gläsernen Kuppel wegen Mietschulden fristlos gekündigt. Durch zu wenige Gäste ließen sich die monatlichen Kosten nicht decken, sagt die Betreiberin.

Nix los in der sonnendurchfluteten Einkaufspassage. Die meisten Flächen stehen leer. Auch das Restaurant „Madame Touche“, in dem Büroleute mittags gegessen haben, ist geschlossen. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) als Eigentümerin des Wohn- und Geschäftshauses in 1A-Lage hat der Mieterin wegen Mietschulden gekündigt.

Restaurantchefin Charlotte Benz gibt der BImA die Schuld. Die Behörde habe ihr bei der Anmietung 2013 zugesagt, die Dreispitzpassagen attraktiver zu machen, damit sie Kunden anziehen. Von einer zeitgemäßen Gestaltung der Dreispitzpassagen und einem besseren äußeren Erscheinungsbild war in einem BImA-Brief die Rede, den Charlotte Benz in einer Erklärung an die Stammgäste in Auszügen veröffentlicht hat. Die Bundesanstalt wollte „eine für die Zukunft dauerhafte und bestmögliche Lösung für das Gebäude finden“, zitiert Benz aus dem vier Jahre alten Schreiben. Geschehen sei nichts, außer dass hohe Betriebskosten für Passagenheizung, Lampen und Glasreinigung entstanden, heißt es in dem Protestflyer.

Zum Vorwurf der Geschäftsschädigung wegen nicht erfüllter Belebung der Passage durch die BImA teilt die Bonner Behörde mit: „Zwischen der BImA und der Mieterin bestand weder eine vertragliche Vereinbarung, noch ist eine mündliche Zusage bezüglich der Belebung der Ladenpassage gegeben worden. Der Zustand der Passage war der Mieterin hinreichend bekannt.“

In den Dreispitzpassagen herrscht seit Jahren Totentanz. Touristen verirren sich kaum in die Ladenpassage, weil dort nichts los ist. Die Buckower Theaterchefin Ila Schöppe, die in der Passage 2015 die zum Restaurant dazugehörige Bühne gemietet hatte, gab nach wenigen Monaten ihre Berliner Theaterpläne auf. Ein Pianocenter hat die meisten Gewerbeflächen in der Passage in Beschlag und präsentiert in den Ausstellungsräumen Flügel und Klaviere. Hinter zugehängten Ladenfronten üben Studenten und Berufsmusiker. Vier Übungsstudios gibt es in der Passage, in denen bis 23 Uhr geprobt wird. Ansonsten gibt es noch einen Showroom und einen Bäcker.

Die markante Wendeltreppe am Eingang Friedrichstraße führt ins Nichts. Oben und unten steht man vor verschlossenen Türen. Im Keller gab es früher einmal ein Fitnessstudio. Zuletzt wurden die Räume als Archiv vom Bildungsministerium genutzt, das bis zum Umzug in den Neubau am Kapelle-Ufer in den Dreispitzpassagen Büros hatte. Die 143 Büros in dem Plattenbauensemble werden derzeit für eine weitere Behörde hergerichtet. Ende des Jahres soll dort der Bundesrechnungshof einziehen, damit  dessen Gebäude am Columbiadamm saniert werden können. Die Büroflächen befinden sich in der ersten bis siebten Etage. In den Dreispitzpassagen gibt es auch 55 Mietwohnungen vom zweiten bis zum siebten Obergeschoss, die alle vermietet sind. Dort wohnt auch der erste demokratisch gewählte und letzte Ministerpräsident der DDR, Lothar de Maizière.

Wie die BImA mitteilt, „hat eine weitere Bundesdienstelle ihr Interesse an der Anmietung der ehemals an die Commerzbank vermieteten Bereiche im Dreispitz bekundet“. Ansonsten sind die Geschäfte an der Straße vermietet. „Die BImA ist bemüht, den Leerstand in der Ladenzeile zu reduzieren und die Attraktivität der Passage zu steigern“, erklärt die Behörde auf Anfrage der Berliner Woche.  Das klingt ähnlich positiv wie in dem Brief an Restaurantchefin Charlotte Benz von 2013. Jedenfalls sucht die BImA einen neuen Mieter, der es wagt, in der toten Passage eine Gastronomie zu betreiben. DJ

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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