„Frauen sind langfristig erfolgreicher“
Gründerinnenzentrale Berlin macht Frauen stark für die Selbstständigkeit

Sina Camacho leitet die Gründerinnenzentrale seit September 2020. Sie hat einen Master in Development Studies. | Foto: privat
  • Sina Camacho leitet die Gründerinnenzentrale seit September 2020. Sie hat einen Master in Development Studies.
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Immer noch gründen deutlich weniger Frauen als Männer ein neues Unternehmen. Woran liegt das? Sind Frauen weniger mutig? Ganz und gar nicht, sagt Sina Camacho von der Gründerinnenzentrale in Mitte. Sie haben aber mit höheren Eintrittsbarrieren zu kämpfen.

Immer mehr Frauen entscheiden sich, ein Unternehmen zu gründen. So hat sich die Zahl der selbstständigen Frauen in Deutschland zuletzt auf 36 Prozent erhöht. In der Summe jedoch gründen aber immer noch deutlich weniger Frauen als Männer ein neues Unternehmen.

Woran das liegt, weiß Sina Camacho. Sie leitet die Berliner Gründerinnenzentrale an der Anklamer Straße, eine der wichtigsten Adressen für Frauen, die Chefin werden wollen. „Das Unternehmerbild ist in der Öffentlichkeit und den Medien nach wie vor sehr stark männlich geprägt“, sagt Sina Camacho. „Und Frauen haben mit höheren Einstiegsbarrieren zu kämpfen.“ Für den Start in die Selbstständigkeit fehlt ihnen oft der Zugang zu Netzwerken Gleichgesinnter, aber auch in den Wirtschaftsbereich und zu Investoren. Denn Gründerinnen starten oft mit weniger finanziellen Mitteln und verfügen im Schnitt über ein geringeres Einkommen. „Frauen bekommen unserer Erfahrung nach auch schwerer einen Kredit bei Banken, weil man ihnen die Unternehmensgründung offenbar weniger zutraut als Männern.“

Doppelte Belastung
und fehlende Vorbilder

Hinzu kommt, dass die Gründungsphase oft mit der Zeit der Familienplanung zusammenfällt. „Diese Doppelbelastung fordert Frauen auf dem Weg zur Gründung viel stärker, als das bei männlichen Gründern der Fall ist.“ Darüber hinaus hätten Frauen weniger positive Vorbilder, da die Rolle der selbstbewussten Unternehmerin in Medien und Öffentlichkeit zu wenig Beachtung erfahre. „Frauen sind vielleicht weniger risikobereit, darum aber nicht weniger mutig“, erklärt Camacho. „Wenn sie sich für eine Unternehmensgründung entscheiden, dann tun sie das mit Bedacht, bereiten sie gut vor und sind dann am Ende auch langfristig erfolgreicher damit.“

Frauen, die die Gründerinnenzentrale aufsuchen, gründen überwiegend im Dienstleistungsbereich, gefolgt von der Branche Gesundheit und Soziales und den kreativen und künstlerischen Berufen. Das haben interne Erhebungen der Gründerinnenzentrale gezeigt, die die Frauen mit Erstberatungen, Bildungsangeboten und Netzwerkkontakten unterstützt. Seit der Gründung 2006 hat das Team rund 25 000 Frauen beraten und knapp 3500 Orientierungsgespräche geführt. Mehr als die Hälfte der Frauen hat nach ihrem Erstkontakt mit der Gründerinnenzentrale dann auch ein Unternehmen gegründet. „Somit trägt unser umfassendes Angebot zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen in der Berliner Wirtschaft und Gesellschaft bei“, sagt Sina Camacho.

Wichtiger Beitrag für die Gesellschaft

Frauen ist als Motiv für eine Selbstständigkeit die Sinnhaftigkeit sehr wichtig. „Sie wollen ihre eigene Chefin sein, sich selbstverwirklichen, ihre Ideen und Werte umsetzen. Aber natürlich möchten sie auch ihren Lebensunterhalt verdienen“, erläutert die Projektleiterin. Auch immer mehr Frauen mit Migrationserfahrungen nutzen die Angebote der Gründerinnenzentrale in englischer oder leichter Sprache. Sina Camacho bestätigt außerdem, dass die Gründerinnenzentrale auch während der Corona-Krise eine wichtige Adresse bleibt, vor allem für Frauen, die aus der Arbeitslosigkeit heraus gründen wollen. Hier habe sich gezeigt, dass Frauen vor allem in jenen Branchen gründen, die für die Gesellschaft sinnvoll und wichtig sind. Dazu gehören zum Beispiel Bildung und Gesundheit. „Unternehmerinnen leisten also einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft“, sagt Sina Camacho. „Von der Politik ist deshalb mehr Unterstützung gefordert.“

Ihre Angebote stellt die Gründerinnenzentrale am Freitag,12. März ab 18 Uhr auf ihrem Netzwerkabend anlässlich des Frauentages vor. Anmeldung dafür unter der Telefonnummer 44 02 23 45 oder E-Mail an info@gruenderinnenzentrale.de. „Frauen stärken Frauen“ lautet auch das Motto der „Power Frauen Online Woche“, in der Unternehmerinnen kostenlose Workshops für Frauen anbieten.

Die Gründerinnenzentrale sitzt an der Anklamer Straße 38, Tel. 44 02 23 45, gruenderinnenzentrale.de.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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