Mieter haben Existenzangst: WBM kündigt Frauengalerie, Sozialladen und Museum

Erst vor kurzem wurden der Boden und die Beleuchtung in der Inselgalerie neu gemacht. Jetzt hat die WBM der Frauengalerie gekündigt. Kathrin Schrader möchte gern in Mitte bleiben. | Foto: Dirk Jericho
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Mitte. Die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) hat drei Gewerbemietern im Plattenbau Torstraße 201-209 gekündigt, weil sie die Ladenflächen sanieren und neu vermieten will.

Erst vor kurzem wurde ein neuer Fußboden verlegt und eine moderne Beleuchtung für die Bilder eingebaut – doch jetzt muss die Inselgalerie in der Torstraße 207 raus. Am 3. März findet die letzte Lesung statt, dann ist nach 15 Jahren Schluss. Die Frauengalerie der gemeinnützigen Berliner Fraueninitiative Xanthippe e.V. muss raus, weil die WBM die Erdgeschossflächen sanieren und neu vermieten will. „Kleinteilige Einheiten für Handel, Kultur und Dienstleitungen sollen entstehen“, bestätigt WBM-Sprecherin Steffi Pianka. Die Inselgalerie, die bisher eine Minimiete für ihre 400 Quadratmeter große Galerie bezahlt hat, hat Angst um die Zukunft.

Nach Protesten der betroffenen Mieter – auch dem benachbarten Klik e.V., der obdachlose Jugendliche betreut und Möglichkeiten zum Duschen und Essen bietet, wurde gekündigt – hat sich der Senat eingeschaltet. Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) will zumindest „die Projekte Inselgalerie und Klik halten“, wie ihr Referent Sven Diedrich sagt. Er war gemeinsam mit Vertretern der WBM am 21. Februar zu einem Gespräch vor Ort. „Wir bemühen uns um eine Lösung, damit die Inselgalerie und Klik ihre wichtige und anerkannte Arbeit fortsetzen können“, sagte Diedrich. Wie Kathrin Schrader von der Inselgalerie sagt, wurde dem Frauenverein für die Zeit der Sanierung ein Ausweichquartier in den Räumen einer ehemaligen Sparkasse am Bersarinplatz in Friedrichshain angeboten. Die WBM hat zugesagt, behindertengerechte Toiletten einzubauen. Auch für den Klik e.V. sollen Ersatzräume gefunden werden.

Unklar ist, ob die Inselgalerie in die sanierten Räume in der Torstraße zurück kann. „Das wurde uns in Aussicht gestellt“, so Schrader, die unbedingt in Mitte bleiben will. Aber sicher ist der Rückzug nicht. Und wenn, dann wird die Galerie maximal 200 Quadratmeter bekommen. „Das reicht, wenn die Miete nicht mehr als zehn Euro pro Quadratmeter warm kostet“, so die Galerie-Sprecherin.

Die sanierten Gewerbeflächen will die WBM nach Informationen der Berliner Woche für 17,50 Euro kalt pro Quadratmeter anbieten. Das kann auch der Betreiber des Design Panoptikums in der Torstraße 201 dann nicht mehr bezahlen. Vlad Korneev wurde ebenfalls zu Ende Mai gekündigt. Seit acht Jahren betreibt er in der Torstraße sein einzigartiges „surreales Museum für industrielle Objekte“. Die Ausstellung mit spektakulärer Medizin- und Fototechnik und vielen weiteren Apparaten und Hilfsmitteln aus dem vergangenen Jahrhundert ist ein kulturelles Highlight im Bezirk und wegen seiner bizarren Atmosphäre beliebter Ort für abgefahrene Fotoshootings. Korneev hat hunderte Objekte gesammelt und zu einem sehenswerten Panoptikum zusammengestellt. Als gewerblicher Museumschef kann er nicht auf finanzielle Unterstützung des Senats hoffen. WBM-Verantwortliche haben Korneev aber Ersatzstandorte in Mitte angeboten. Das Design Panoptikum zieht viele Touristen in die City, die hier ihr Geld lassen.

„Wir stehen mit allen drei Mietern im engen Kontakt und versuchen, geeignete neue Flächen zu moderaten Mieten in unserem Bestand zu finden“, sagt WBM-Sprecherin Steffi Pianka. DJ

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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