Für die Europacity gibt es große Pläne: ein Rundgang
Nach aufregenden Jahren der Zwischennutzung und vielen verworfenen Ideen für das Areal zu Beginn der 90er-Jahre - als Ort für die zeitgenössische Kunst oder die Gesundheitsindustrie - entsteht nun die Europacity. 2006, pünktlich zur Fußballweltmeisterschaft in Deutschland, ist als erste Architekturmarke auf der Brache der Hauptbahnhof fertig geworden. Dass dafür ein gerade frisch sanierter denkmalgeschützter S-Bahnhof geopfert wurde, wissen nur noch wenige. Weil am östlichem Ende des Lehrter Bahnhofs nur ein verkürztes Glasdach die Gleise überwölbt, wird zudem der Plan verworfen, am Humboldthafen Wohnungen zu bauen: zu laut. In einem städtebaulichen Wettbewerb zwei Jahre später geht ein Kölner Büro mit seinem Entwurf für ein neues Stadtquartier als Sieger hervor.
Auf einer Fläche von 40 Hektar, doppelt so groß wie der Potsdamer Platz, werden Firmenzentralen, ein neues Wohnviertel mit rund 1400 Wohnungen, Büros, Ladenflächen und auch ein wenig Kulturbetrieb entstehen. Der 2006 sanierte Hamburger Bahnhof und die Rieckhallen, die die Flick-Sammlung beherbergen, bleiben.
Die meisten Wohnungen werden am Schifffahrtskanal errichtet, berichtet Thorsten Reschke. "Da ist mit Quadratmeterpreisen von bis zu 5000 Euro zu rechnen." Auch an der Heidestraße sollen Wohnungen gebaut werden. Es werden aber nur 20 bis 40 Prozent des gesamten Bauvolumens sein, weiß der Verordnete. Parallel zur Heidestraße buddelt sich die Deutsche Bahn durch den märkischen Sand. Wann allerdings der Tunnel für die S21 eingeweiht wird, bleibt ebenso ungewiss wie die Errichtung eines S-Bahnhofs an der Nordspitze des Geländes.
Die Straße säumen vor allem Firmenzentralen. Wo die Bundesstraße 96 in die Heidestraße einmündet, steht schon der Total Tower. Vis-à-vis wächst die Zentrale des Stromübertragungsnetzbetreibers "50 Hertz-Netzquartier" in die Höhe. "In der Regel werden Sechsgeschosser gebaut, an markanten Punkten geht es auch höher", so Reschke.
Die Heidestraße bleibt Hauptverkehrsstraße und wird zu einem 38 Meter breiten Boulevard ausgebaut mit zwei Fahrbahnen je Richtung, Grünstreifen, Rad- und Gehwegen. Am Wasser können die Berliner auch künftig auf dem Uferweg flanieren. Ein angedachter Yachthafen wurde fallen gelassen, weil keine EU-Gelder dafür fließen. Dort entsteht ein Stadtplatz. Im Süden findet der Europaplatz vor dem Hauptbahnhof über die Invalidenstraße hinweg seine Fortsetzung.
Noch existiert für die Europacity nur ein sogenannter Masterplan. Längst hat das Land Berlin die Zuständigkeit an sich gezogen. "Das Gebiet ist von gesamtstädtischer Bedeutung", erläutert Thorsten Reschke. Die früheren zwei Bebauungspläne sind in rund zehn aufgeteilt. Das Abgeordnetenhaus diskutiert sie. "Bis alles fertig ist, werden ohnehin noch 20 Jahre vergehen", mutmaßt der Verordnete Thorsten Reschke.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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