Von den Schultheiss-Braukesseln fehlt auch ein Jahr nach dem Diebstahl jede Spur
Moabit. Es war bestimmt ein lohnender Coup für die Buntmetalldiebe. Vor knapp einem Jahr stahlen Unbekannte den größten Teil von drei denkmalgeschützten Braukesseln vom Areal der ehemaligen Schultheiss-Brauerei. Bis heute fehlt von den Kupferkesseln jede Spur.
Es muss beim Ausräumen des Sudhauses passiert sein, mutmaßt Sandy Braun, Sprecherin von Harald G. Huth. Der Berliner Immobilienentwickler baut auf dem Gelände das Einkaufszentrum „Schultheiss-Quartier“. An der Turm- und Stromstraße entstehen für 250 Millionen Euro auf 30.000 Quadratmetern rund 150 Geschäfte, Büros, ein Hotel und weitere Freizeitangebote. Unter anderem wird das ehemalige Sudhaus, aus dem die Kessel entwendet wurden, in das Bauvorhaben integriert.
„Wir bedauern die erheblichen Diebstähle“, sagt Sandy Braun. Die Polizei habe zu dem Diebstahl keine neuen Erkenntnisse, wie ein Sprecher auf Anfrage mitgeteilt hat. Die Ermittler haben den Fall inzwischen an die Amtsanwaltschaft abgegeben. Dort liegt nun die Entscheidung, ob die Ermittlungen fortgeführt oder eingestellt werden.
Unterdessen haben die Grünen einen Antrag in die Bezirksverordnetenversammlung eingebracht, der anschließend in den Stadtentwicklungsausschuss überwiesen und dort behandelt wurde. Der Antrag fordert das Bezirksamt auf, Harald G. Huths HGHI Holding GmbH zur Auflage zu machen, Nachbildungen der gestohlenen Kessel am alten Standort im Sudhaus wieder einzubauen.
Dazu sagte Stadtentwicklungsstadtrat Carsten Spallek (CDU) vor der Ausschusssitzung: „Neu ist nicht original, kann kein Denkmal sein, sondern nur eine mehr oder minder gelungene Nachbildung. Die Authentizität ist mit dem Verschwinden der Originale auch verloren gegangen.“ Die Grünen werfen der HGHI Holding vor, keine ausreichenden Sicherheitsmaßnahmen gegen den unberechtigten Zutritt der Baustelle getroffen zu haben, was leider zu dem Diebstahl der Kessel geführt habe. Sie seien nach Auffassung der Antragsteller aber „integraler Bestandteil des denkmalgeschützten Schultheiss-Ensembles“.
Der grüne Antrag wurde mit elf Ja-Stimmen – fünf von der SPD, vier von den Grünen und zwei von der CDU – bei Enthaltung der Linken mit einer Änderung angenommen. Das Bezirksamt „beauflagt“ nun nicht mehr die HGHI Holding mit einer Nachbildung der Braukessel, sondern soll sich nur dafür „einsetzen“.
Immobilienentwickler Huth hat von dem Antrag erst durch die Berliner Woche erfahren. „Wir wollen in dem Zusammenhang darauf hinweisen, dass wir alle Auflagen aus der Baugenehmigung bezüglich des Denkmalschutzes umsetzen und sehr eng mit dem Denkmalschutz zusammenarbeiten“, kommentiert HGHI-Sprecherin Braun die Aktivitäten der Bezirksverordneten. KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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