„Kino für Moabit“
Vor sieben Jahren holte Maren Dorner ein fast ausgestorbenes Kulturgut in den Kiez zurück

Mit Herz und Seele bei ihrem Projekt: Maren Dorner (links) und Sabine Bader.  | Foto: KEN
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Von den vielen Kinos, die es einmal in Moabit gegeben hat, ist keines übrig geblieben. Doch anstatt zu trauern, hat Kinofan Maren Dorner die Initiative ergriffen. Sie hob 2011 das Projekt „Kino für Moabit“ aus der Taufe – mit großem Erfolg, wie sich nach sieben Jahren zeigt.

„Wir machen Kino, wo es keines mehr gibt“, lautet der Slogan von „Kino für Moabit“, das erst von Maren Dorner als Privatperson getragen wurde und seit 2016 von dem von ihr mit initiierten Verein Moabiter Filmkultur. Er finanziert sich aus Förder- und Vereinsmitteln sowie Spenden. 32 rührige Mitglieder engagieren sich mit großer Leidenschaft und unter Opferung von viel Freizeit für die Kultureinrichtung „Kino“.

„Kino für Moabit“ hatte Vorläufer. In den 80er-Jahren versuchte es ein Schmuckdesigner aus der Krefelder Straße. Seine Initiative zog mit ihren politisch ambitionierten Filmvorführungen durch die Kneipen. Einen weiteren Versuch gab es mit einem „Kellerkino“ unter der Galerie Nord in der Turmstraße 75.

Warum die alten Kinos in Moabit aufgeben mussten? Die Filmhistorikerin Maren Dorner kann nur mutmaßen: Es sei die Lage, die Nähe zu Ku’damm und Potsdamer Platz mit seinen Großkinos. „Dort ist man schnell.“ Sehr begrüßenswert findet Maren Dorner daher die Neugründung des „Filmrauschpalasts“ in der Kulturfabrik an der Lehrter Straße.

Das schillerndste Lichtspielhaus von einst war der Ufa Palast Turmstraße. Bis in die 80er-Jahre gab es ein Kino an der Beusselstraße. Zuletzt war es aber nur ein Sexkino. Das Bambi an der Perleberger Straße spielte bis 1975, das Maxim an der Turmstraße, in dem sich heute ein Biosupermarkt befindet, bis 1978. Und das Hansatheater an der Straße Alt-Moabit war bis 1963 Kino.

„Kino für Moabit“ ist ein „Kino der etwas anderen Art“, wie Sabine Bader lobt. Die frühere Mitarbeiterin beim Fernsehen der Deutschen Welle ist erst im vergangenen Jahr zum Verein Moabiter Filmkultur gestoßen und nun mit Feuer und Flamme dabei. Gerade die Themenreihen und Diskussionen, die sich den Filmvorführungen anschließen, machten den Besuch des Wanderkinos zu einem ganz besonderen Erlebnis, sagt Bader.

Maren Dorner hatte zu Beginn ein glückliches Händchen. Sie selbst spricht von „glücklichen Fügungen“. Früh knüpfte sie Kontakte zu Filmverleihern. Durch ihre Recherchen zu den historischen Kinos im Arbeiterviertel Moabit wurde das Quartiersmanagement Moabit-West auf sie aufmerksam. Sie solle doch etwas für Senioren anbieten, war die Bitte. Das war der Startschuss für die nachmittägliche Reihe „Kino Café“, die auf die Bedürfnisse älterer Kinogänger zugeschnitten ist. Bis Ende 2015 fanden einmal im Monat Filmvorführungen mit Kaffee und Kuchen statt, die ersten sechs Monate von einem Ort zum anderen wandernd, danach in der Zunftwirtschaft. Seit 2016 findet das „Kino Café“ im BVV-Saal des Rathauses Tiergarten statt.

Die Fördergelder flossen mal mehr mal weniger. Neue Kooperationspartner wie das Afrika-Haus, das Landesarchiv Berlin oder das Unternehmensnetzwerk Moabit kamen hinzu. Im „verflixten siebten Jahr“ 2018, wie Maren Dorner scherzt, gibt es eine neue Förderung für „Kino für Moabit“: aus dem Städtebauförderprogramm „Aktive Zentren“.

Zwei- bis dreimal im Monat kann der Verein nun Filme an unterschiedlichen Orten in Moabit zeigen: in der Zunftwirtschaft, im Afrika-Haus, bei der Studentenverbindung über der Tanzschule „Hofparkett“ an der Bremer Straße oder im Konzertsaal der Musikschule in der Turmstraße 75. Zum krummen Jubiläum von „Kino für Moabit“ wird im September in der Zunftwirtschaft die Produktion „66 Kinos“ gezeigt.

Zunächst aber wird am 25. August um 20 Uhr noch ein andere Rückschau gehalten: „50 Jahre Drehort Moabit“ mit einem „Achtundsechziger“. 1968 drehte Harald Reinl in der Jerry-Cotton-Reihe den Krimi „Der Tod im roten Jaguar“. Viele Szenen wurden damals in Moabit gedreht. Der Thriller mit George Nader in der Hauptrolle sowie Grit Böttcher und Heinz Weiss in weiteren Rollen hat eine etwas verquaste Handlung, funktioniert aber über seine Effekte und witzigen Szenen. Für das passende Ambiente der Filmpräsentation sorgt die Classic Remise in der Wiebestraße 36-37. Das ehemalige Straßenbahndepot, in dem Händler und Serviceunternehmen für Oldtimer untergebracht sind, liegt in direkter Nachbarschaft zu einem der zentralen Drehorte des Films, der Gasturbinenhalle an der Sickingenstraße. Der Eintritt ist, wie immer bei „Kino für Moabit“, frei.

Weitere Informationen im Internet auf www.moabiter-filmkultur.de.

Mit Herz und Seele bei ihrem Projekt: Maren Dorner (links) und Sabine Bader.  | Foto: KEN
Soll Amerika sein, ist aber in der Sickingenstraße: eine Szene aus dem Jerry-Cotton-Film "Der Tod im roten Jaguar".  | Foto: Deutsches Filminstitut
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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