Nein zu "Protected Bike Lanes"
Bezirksamt erteilt geschützten Fahrradstreifen an der Turmstraße eine Absage
Angenehm ist das Radfahren auf der Turmstraße nicht, insbesondere nicht im Abschnitt zwischen Strom- und Beusselstraße und nicht im Berufsverkehr.
Links wird zentimeternah vorbeigerauscht, rechts in zweiter Reihe geparkt. Radfahrer werden zu gefährlichen Ausweichmanövern gezwungen. Vor einem Dreivierteljahr gab es einen Vorstoß aus der Bezirksverordnetenversammlung (BVV), die Gefährdung der Radfahrer durch „geschützte Fahrradstreifen“ zu verringern. Das Bezirksamt sagt: Geht nicht.
Verkehrsstadträtin Sabine Weißler (Grüne) führt mehrere Gründe für ihr Nein zu den in Amerika von „cleveren Stadtplanern“ (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) entwickelten „Protected Bike Lanes“, ganzen Autospuren für Radfahrer, die mit grüner Farbe angestrichen und mit Pollern vom übrigen Verkehr getrennt sind. Da ist zunächst einmal das Mobilitätsgesetz des Senats, das diese „Protected Bike Lanes“ nicht vorschreibt. Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz empfiehlt nur, Radverkehrsanlagen „in sicherem Abstand zu parkenden Kraftfahrzeugen und in ausreichender Breite“ einzurichten. Näheres soll in einem Radverkehrsplan geregelt werden. Den aber hat die Senatsverwaltung erst beauftragt. Irgendwelche Vorgaben mit Ausnahme einer Radstreifenmindestbreite von zwei Metern gibt es bisher noch nicht. Die in Berlin vereinzelt angelegten pollergeschützten Fahrradstreifen gelten als bloße Pilotprojekte.
Schon Schwierigkeiten die Straßenbahn zu "integrieren"
Weiter führt Stadträtin Weißler aus, dass die Radstreifen entlang der Turmstraße erst unlängst über das Städtebauförderprogramm Aktive Zentren finanziert und angelegt worden seien. „Erst vor Kurzem gebaute Anlagen können nicht sofort wieder grundsätzlich umgebaut werden", sagt Weißler. Und nicht alle Hauptstraßen eigneten sich für „Protected Bike Lanes“. Für solche speziellen Fahrradstreifen fehle gerade im Abschnitt zwischen Strom- und Beusselstraße schlichtweg der Platz.
Schließlich sei da noch die geplante Straßenbahn durch Moabit, so Weißler. Änderungen in der Planung seien nicht mehr möglich. Mit dem Beginn der Bauarbeiten wird in diesem November gerechnet. „Die Straßenbahnplanung bis zum Rathaus Turmstraße wird die vorhandenen Radverkehrsanlagen in ihrer jetzigen Funktion erhalten beziehungsweise teilweise noch verbreitern“, sagt die grüne Dezernentin voraus. Im Abschnitt, den der BVV-Beschluss meint, werde es ohnehin schon schwierig werden, die Straßenbahn zu „integrieren“.
Eine Möglichkeit, Radfahrer auf der Turmstraße besser zu schützen, sieht Stadträtin Sabine Weißler vorerst nur in einer stärkeren Überwachung des ruhenden Verkehrs. Im September kommt die Parkraumbewirtschaftung in Moabit. „Das wird hoffentlich auch das ordnungswidrige Zweite-Reihe-Parken reduzieren.“
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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