Geplante Punkthäuser erregen die Gemüter
Howoge stellt Bauantrag / Anwohner und Politiker sind gegen Verdichtung
Um die Bebauung an der Barther Straße 17-19 wird weiter gestritten. Die Howoge plant in einem Blockinnenbereich drei Punkthäuser mit jeweils acht Geschossen und insgesamt 180 Wohnungen.
Die Hälfte ist Menschen vorbehalten, die einen Wohnberechtigungsschein haben, zum Beispiel Studenten, Senioren mit kleiner Rente, Alleinerziehende, Menschen ohne Arbeit, Geringverdiener. Neben Wohnungen sind eine Kita sowie eine Gemeinschaftseinrichtung für den Kiez geplant. Entstehen soll alles auf einer Fläche, die heute eine Wiese ist. Hier stand einmal eine Kita. Aber weil es im Kiez immer weniger Kinder gab, wurde sie 2005 abgerissen.
Die Plattenbauten um die avisierte Baufläche haben elf Geschosse. Da passen sich die achtgeschossigen Punkthäuser nach Auffassung der Howoge-Planer gut ein. Deshalb wurde eine Bauvoranfrage beim Bezirksamt gestellt. „Wir sehen die Baumasse kritisch“, erklärte Stadtentwicklungsstadtrat Kevin Hönicke (SPD) bei einem Kiezspaziergang im Herbst (wir berichteten). Deshalb beschied das Bezirksamt die Bauvoranfrage negativ. Die Howoge, die vom Senat den Auftrag hat, viele bezahlbare Wohnungen zu bauen, legte Widerspruch bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen ein. Von dort gab es daraufhin einen positiven Bescheid.
Die Bebauung an der Barther Straße ist bereits seit 2017 im Gespräch. Unter anderem fand ein Bürgerdialog statt. In dessen Ergebnis ging die Howoge von geplanten 237 Wohnungen auf 180 herunter. Aber auch damit sind die Anwohner nicht zufrieden. Ein weiterer Bürgerdialog findet allerdings nicht mehr statt. Die Anwohner befürchten, dass mit der Bebauung des Innenhofs ihr Lebensraum an Qualität verliert. Weiterhin meinen sie, dass sich soziale Probleme verschärfen und die Verwahrlosung zunimmt.
Das befürchtet auch der CDU-Kreisverband. In einem Schreiben teilte die Howoge mit, nunmehr einen Bauantrag für 180 Wohneinheiten an der Barther Straße 17-19 eingereicht zu haben, informiert der Kreisvorsitzende Martin Pätzold. „Die Lichtenberger CDU ist entsetzt über dieses ignorante Vorgehen und fordert das Land und den Bezirk auf, das Vorhaben nicht zu genehmigen.“ Die Einreichung des Bauantrags sei ein Vertrauensbruch gegenüber den Anwohnern und der Politik. Die Howoge hatte mehrfach zugesichert, vor der Beantragung die Anwohner über die Planung zu informieren, so Pätzold. „Dies ist nicht geschehen.“
Benjamin Hudler, der stadtentwicklungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion in der BVV ergänzt: „Seit dem Sommer 2017 hat die CDU-Fraktion in mehreren Initiativen deutlich gemacht, dass die geplante Bebauung dem sozialen Gefüge des Kiezes schweren Schaden zufügt und Umplanungen gefordert. Stattdessen wurde in einer undurchsichtigen Abstimmung mit dem Senat eine Vorabsprache getroffen und durchgesetzt.“
Das Ostseeviertel sei im Sozialstrukturatlas des Landes Berlin bereits als Gebiet gekennzeichnet, indem sich das soziale Gefüge verschlechtert, so Pätzold. Der geplante Neubau mit etwa 50 Prozent WBS-Wohnungen würde diese Entwicklung weiter verschärfen, so die CDU Lichtenberg in einer offiziellen Erklärung. Die CDU-Fraktion in der BVV hatte deshalb bereits gefordert, in einem Bebauungsplanverfahren eine maßvolle Bebauung zu klären und schlug maximal sechs Etagen vor, außerdem, die Platzkapazitäten für die Kita zu erhöhen und auf WBS-Wohnungen zu verzichten. Als Reaktion auf den Bauantrag der Howoge stellt die CDU-Fraktion in der BVV nun zwei Anträge, damit ihre entsprechenden Vorschläge diskutiert werden.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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