Die Vincent-van-Gogh-Schule in der Wustrower Straße hat jetzt ein Kulturcafé

Mit Luftballons dem Regen trotzen: Wünsche fürs Kulturcafé knüpften die Neu-Hohenschönhausener Schüler an die Ballons, bevor die in den Himmel stiegen. | Foto: Berit Müller
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Neu-Hohenschönhausen. Ein einladender Raum, in dem sich Pausen angenehm verbringen lassen: Dergleichen fehlte bislang in der Vincent-van-Gogh-Schule im Ostseeviertel. Monatelang hat ein Schülerteam deshalb gedacht, getüftelt, gebaut und am 29. Juni im Foyer ein Kulturcafé eröffnet.

Justin stört der Dauerregen kaum. Kurzentschlossen hat sich der Junge mit seinem Grill unter das schmale Vordach des Schulgebäudes verzogen. Die ersten Würstchen brutzeln auf dem Rost - mit Argusaugen überwacht vom Neuntklässler, der sie ab und an fachmännisch wendet. Doch jetzt muss er seinen Posten erst einmal aufgeben und die Grillzange weiter reichen. Im frisch gestalteten Foyer der Vincent-van-Gogh-Schule ist gerade sein Name gefallen – offenbar wird sein Typ verlangt.

In der Tat rufen Lehrerin Marleen Otto und Projektkoordinatorin Susanne Clausen in diesem Moment alle Neuntklässler auf, die sich besonders fürs neue Kulturcafé der Schule engagiert und auch die Feierstunde auf die Beine gestellt haben, mit der das Schmuckstück an diesem nassen Junitag eröffnet wird. Jeder vom „Verantwortungsteam“ bekommt nicht nur kräftigen Applaus, eine Urkunde und einen Kinogutschein. Susanne Clausen vom Verein für ambulante Versorgung Hohenschönhausen findet auch für alle ein paar ganz persönliche Worte. „Melissa, du warst unser Zugpferd und hast immer mal auf den Tisch gehauen“, sagt sie. „Das war gut so. David und Leon, iIhr habt mit am Tresen gebaut. Der ist richtig klasse geworden. Duchan, du bist unser Sonnenschein und Ruhepol der Gruppe. Und Justin war einfach immer da, wenn man ihn brauchte. Du hast überall mit angepackt und bist ein toller Mensch!“

Lob, Dank und Ehre hätten sich die Mädchen und Jungen redlich verdient, sagt Susanne Clausen. Zwei Jahre lang hat sie mit den Schülern am Projekt geackert. Finanzielle Hilfe kam zwar – Bezirksamt und das Programm „Demokratie leben“ sponserten Material- und Personalkosten. Alle Schwierigkeiten mussten sie aber allein meistern. „Manchmal habe ich gedacht, dass wir das nicht schaffen“, erinnert sich Marleen Otto, die als Lehrerin mit von der Partie war. „Es war eine ganz schöne Achterbahnfahrt“. „Vor allem war es eine Menge Arbeit“, ergänzt Melissa. „Aber die Erwachsenen haben uns immer Mut gemacht, wenn wir mal nicht weiter wussten oder wollten.“

Das Resultat kann sich sehen lassen. Im einst kahlen Foyer lädt nun ein gemütliches Café zum Verweilen ein – mit einer bunten Wand, einem selbst gezimmerten Tresen, Tischen, Stühlen und Kissen. Stelltafeln dokumentieren das Projekt, eine Zierleiste an der Wand zeigt Städtewahrzeichen: den schiefen Turm von Pisa, die Hagia Sophia, Collosseum und Brandenburger Tor. Die Schattenrisse stehen für die vielen Nationalitäten der Kiezbewohner. Im Angebot hat das Kulturcafé alkoholfreie Cocktails und kleine Speisen. Nicht nur als Treffpunkt, auch für größere Veranstaltungen will die Schule den Raum künftig nutzen.

Damit das Schmuckstück ein solches bleibt, hat das Verantwortungsteam Regeln aufgestellt, die es gleich am Eröffnungstag verkündet. Tabu sind Mobbing und Streit, erwünscht ist ein sorgfältiger Umgang mit dem Mobiliar – und dass es bitteschön an Ort und Stelle bleibe. Bevor es nach dem „offiziellen“ Part mit Beats und Buffet ans richtige Feiern geht, schreiben die Schüler noch ihre Wünsche für das Kulturcafé auf Zettel und binden diese an Luftballons. Dann steigen die bunten Ballons in den regengrauen Himmel und Justin kann endlich an seinen Grill zurück, an dem schon eine kleine Schlange wartet. bm

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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