Kleine Wohnungen für große Geldbeutel
Vorhaben "Micro Living" gefällt weder Anwohnern noch Bezirksamt

Das ehemalige Supermarkt-Gelände ist mehr als 2500 Quadratmeter groß. | Foto: Schilp
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Auf dem Grundstück Ecke Braunschweiger und Niemetzstraße ist das Projekt „Micro Living“ in Planung. Knapp 150 hochpreisige Eigentumswohnungen sollen entstehen, wo bis vor Kurzem ein Supermarkt war. Viele Anwohner sind gegen das Vorhaben. Auch Stadtentwicklungsstadtrat Jochen Biedermann (Grüne) ist „kein ausgesprochener Fan“.

Das sagte er in der Bezirksverordnetenversammlung am 28. August. Anlass war die Einwohnerfrage von Christoph Casper. Er wollte unter anderem wissen, ob eine zugesagte Kita tatsächlich eingerichtet werde. Biedermann informierte erst einmal über den Stand der Dinge. Das Bezirksamt habe Anfang des Jahres eine Baugenehmigung für 149 Wohnungen erteilt: 91 Ein-Zimmer-Apartments, 52 Zwei- und sechs Drei-Zimmer-Wohnungen.

Weil an der Braunschweiger Straße grundsätzlich Baurecht bestehe, fehle dem Bezirksamt die Grundlage, eine Genehmigung zu verweigern. Das bedeutet auch: Es muss kein Bebauungsplan aufgestellt werden und damit kann das Berliner Modell nicht greifen. So hat der Eigentümer weder die Pflicht, ein Drittel der Fläche für preisgebundene Mietwohnungen zu reservieren noch für Kita- und Schulplätze zu sorgen. „Aus meiner Sicht wäre aber genau dies erforderlich, weil es ansonsten gerade in Altbauquartieren keine Akzeptanz für weitere Nachverdichtung und Neubauprojekte geben wird“, sagte der Stadtrat. Auflagen bestünden nur in Sachen Spielplatzflächen und Fahrradabstellmöglichkeiten auf dem Grundstück. Allerdings sei mit dem Investor, der Nagel Grundinvest, der Bau einer Kita mündlich vereinbart worden. Die Gerüchte, dass dies nicht verwirklicht werde, seien ihm bekannt, so Biedermann. Er habe sich bereits Anfang Juli an den Eigentümer gewandt und um Klarstellung gebeten. „Leider blieb mein Schreiben bisher unbeantwortet.“

Nagel Grundinvest hält sich bedeckt. Schon vor Wochen hat das Unternehmen das Projekt von seiner Internetseite genommen. Warum, ist unklar. Ein Zusammenhang mit stattgefundenen Protesten liegt jedoch nahe. Die Initiative „DaWoEdekaMaWa“ – der Name verweist auf den Abriss des Lebensmittelmarkts – hatte im Frühjahr mit dem Aufbau eines Gemeinschaftsgartens auf der 2650 Quadratmeter großen Brache begonnen und sie symbolisch besetzt. Ende Juni wurde sie geräumt. Auf zwei Internetseiten ist „Micro Living“ aber noch präsent. Bei Immobilen Reichert & Gehrke wird ein 26 Quadratmeter kleines Apartment für einen Kaufpreis von rund 171 000 Euro angeboten – macht 6577 Euro pro Quadratmeter. Bei der Sanus AG ist von einem „siebengeschossigen Wohnkomplex aus fünf Gebäuden“ zu lesen. Und weiter: „Die bereits eingerichteten Mini-Apartments verfügen über smarte Grundrisse, die ein komfortables Wohnen auf kleinem Raum ermöglichen.“

Ob und wann mit den Arbeiten begonnen wird, konnte Jochen Biedermann nicht sagen. „Die Genehmigung gilt drei Jahre lang. Eine Baubeginnanzeige wurde bisher nicht eingereicht.“

Fragesteller Christoph Casper bat das Bezirksamt darum, sich dafür starkzumachen, dass die Gemeinschaftsgarten-Initiative das Grundstück vorerst weiter nutzen dürfe. „Ich bin gerne bereit, mich erneut an den Eigentümer zu wenden, um den Kontakt herzustellen und, sofern möglich, auch zu vermitteln. Ob dazu seinerseits eine Bereitschaft besteht, kann ich allerdings nicht einschätzen“, sagte Biedermann.

Das ehemalige Supermarkt-Gelände ist mehr als 2500 Quadratmeter groß. | Foto: Schilp
Auf den Punkt gebracht: Der Einkaufswagen verweist auf den ehemaligen Lebensmittelmarkt, die Bepflanzung auf den Gemeinschaftsgarten, die Slogans auf die Prosteste gegen die  Neubaupläne.  | Foto: Schilp
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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