Gestrafft und farbenprächtig
Magdalenen-Gemeinde freut sich über die Restaurierung ihres Joseph-Bildes

Lachen, Diskutieren, kritisches Beäugen: Die Händler zeigen Interesse an dem Joseph, auf den die Sklaverei wartet. | Foto: Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Schabe
2Bilder
  • Lachen, Diskutieren, kritisches Beäugen: Die Händler zeigen Interesse an dem Joseph, auf den die Sklaverei wartet.
  • Foto: Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Schabe
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Ein Kunstwerk ist gerettet: Das Gemälde „Joseph und seine Brüder“ hängt wieder an seinem angestammten Platz in der Kapelle der Magdalenenkirche, Karl-Marx-Straße 201. Gut 11 500 Euro hat die Konservierung und Restaurierung gekostet, 5000 Euro kamen von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

Das Wandbild aus den frühen 1930er-Jahren stammt von Erich Wolfsfeld, jüdischer Künstler und Professor für Malerei. Es ist zweieinhalb Meter hoch, mehr als fünf Meter breit und zeigt Joseph kurz vor dem Verkauf an Potifar, den Hofbeamten des Pharaos. Joseph, von seinen Brüdern verraten, ist gefesselt, sein Blick ausdruckslos. Umringt wird er von Sklavenhändlern, die um seinen Preis feilschen. Es war Wolfsfelds Witwe, die das Werk der Gemeinde zunächst als Dauerleihgabe übergab und im Jahr 1965 ganz übereignete.

Die Schönheitskur war notwendig, weil das Gemälde unter Staub, Ruß, Heizungsluft und Wachs stark gelitten hatte. Die erste Herausforderung für das Restauratoren-Duo Johanna Thierse und Ingo Gorny war, die schwere Bildleinwand abzunehmen und auf einen Keilrahmen zu spannen. Sie griffen dabei auf eine Technik zurück, die auch indianische Kulturen verwenden. So erreichten sie eine Straffung und gleichmäßige Zugverteilung auf die 14 Quadratmeter große Fläche.

Danach reinigten sie das Bild vorsichtig mit feuchten Schwämmen, sogar Wattestäbchen kamen zum Einsatz. Kleinere Löcher und Risse behandelten sie mit einer speziellen Paste, sodass am Ende die dargestellten Gestalten wieder leuchteten.

Erstaunliche Entdeckung

Zuvor galt es aber noch, einige Stellen des Bildes zu ergänzen. Dabei fanden die Fachleute heraus, dass es teilweise unvollendet geblieben ist. Ob der Künstler eventuell wegen seiner jüdischen Herkunft seine Arbeit vorzeitig abbrechen musste, vielleicht sein Atelier an der Hochschule der Künste verlor, das können nur weitere Recherchen ans Licht bringen.

„Wir sind sehr glücklich über die gelungene Restauration“, sagt Pfarrer Jürgen Fuhrmann. In Planung sei eine Veranstaltung, um das Bild zu würdigen. Wann es so weit sei, stehe aber noch nicht fest. „Zurzeit sind uns aufgrund von Corona ein bisschen die Hände gebunden“.

Lachen, Diskutieren, kritisches Beäugen: Die Händler zeigen Interesse an dem Joseph, auf den die Sklaverei wartet. | Foto: Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Schabe
Händler feilschen um Joseph, der auf dem Bild am kleinsten dargestellt ist. | Foto: Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Schabe
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 844× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 832× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 528× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.024× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.917× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.