Exklave in der Spree: Insel der Jugend gehörte einst der Stadt Neukölln

Vor 102 Jahren wurde die Fußgängerbrücke zur Insel gebaut. Über dem Eingang befindet sich das steinerne Neuköllner Wappen. | Foto: Schilp
4Bilder
  • Vor 102 Jahren wurde die Fußgängerbrücke zur Insel gebaut. Über dem Eingang befindet sich das steinerne Neuköllner Wappen.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Die Insel der Jugend liegt in Treptow, ganz klar. Was hat dann aber das Neuköllner Wappen auf dem Brückenhäuschen zu suchen?

Tatsächlich war das Eiland einst im Besitz von Neukölln. 1913 erwarb die damals noch eigenständige Stadt den Grund und Boden für eine halbe Million Mark. Damit wurde ein Streit zwischen Treptow und Stralau beendet. Der hatte folgenden Hintergrund: Zur Berliner Gewerbeausstellung 1896 im Treptower Park war auf dem Eiland ein Restaurant im Stile einer schottischen Klosterruine errichtetet worden, seitdem trug es den Namen „Abteiinsel“. Die Besucher ließen sich mit einer Fähre übersetzen.

Bald gab es Pläne, mehr Gäste anzulocken und eine Brücke zu bauen. Doch das erboste nicht nur die Treptower Gastronomen auf dem Festland, die die Konkurrenz fürchteten. Auch die Stralauer waren verstimmt. Sie waren der Ansicht, die Insel gehöre ihnen und damit auch die Gewerbesteuer-Einnahmen. Eine Brücke nach Treptow hätte da ein falsches Zeichen gesetzt. Also mischte sich Neukölln als lachender Dritter ein. Es kaufte die Insel, baute dort einen Jugendspielplatz und – nachdem das Abtei-Restaurant einem Brand zum Opfer gefallen war – eine neue Gaststätte. Hier wurde beispielsweise am 24. Mai 1914 die Einweihung des Neuköllner Schiffahrtskanals und des Neuköllner Hafens groß gefeiert.

Nun, da Treptow und Stralau nichts mehr zu sagen hatten, stand auch einer Brücke nichts mehr im Wege. Und sie ist etwas ganz Besonderes, nämlich die erste Stahlverbundbrücke Deutschlands. Weil es für eine derartige Konstruktion noch kein Baurecht gab, wurden an den Technischen Hochschulen in Berlin und Dresden erst einmal Versuche gemacht, bis 1916 eine Ausnahmegenehmigung für den 78 Meter langen Bogen erteilt wurde.

Doch die Neuköllner Spuren führen noch weiter in die Vergangenheit zurück. Bereits 1860 kaufte der Rixdorfer Emil Heinicke die herrenlose Insel, die auf alten Karten „Treppbruch“ oder „Treptower Bruch“ genannt wird. Damals war sie nur eine kleine Erhebung in der Spree. Der neue Eigentümer ließ sie mit Müll und Erde aufschütten, bis sie knapp zwei Hektar groß war (eine weitere Vergrößerung gab es zur Gewerbeausstellung). Als Heinicke plötzlich starb, übernahm sein Schwiegersohn und versuchte sich in der Kaninchenzucht. Weil der finanzielle Erfolg ausblieb, verkaufte er aber bald wieder.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

25 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 207× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 169× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 70× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 209× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.544× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.