Im Bett, auf dem Boden und zwischen Blumen
Zwölf Menschen über ihre Lesegewohnheiten / Ausstellung in der Bibliothek

Die elfjährige Kauthar mit ihrem Foto, das Teil der Wanderausstellung ist. | Foto: Schilp
  • Die elfjährige Kauthar mit ihrem Foto, das Teil der Wanderausstellung ist.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

„Ich würde jedem Kind empfehlen, zu lesen“, sagt die elfjährige Kauthar. Sie ist eine von jenem Dutzend, das Fotograf Franz Grünewald für die Ausstellung „Neuköllner Portraits“ in Szene gesetzt hat. Zu sehen ist sie in der Helene-Nathan-Bibliothek, Karl-Marx-Straße 66.

Die Idee zu der Schau hatte der Verein Berliner Büchertisch, der seinen Sitz an der Richardstraße hat. Dort gibt es auch eine Ecke für Kinder, die kostenlos mitnehmen können, was ihnen gefällt. „Wir wollten Lust aufs Lesen machen, sind im Kiez herumgelaufen und haben gefragt: Wer liest und wo und was?“, so Kaja Wesner, die sich im Verein um Leseförderung kümmert. Finanziert hat das Projekt das Quartiersmanagement Ganghoferstraße.

Unter jedem Foto befindet sich ein Text, der Auskunft über Lieblingsbücher und Lesegewohnheiten gibt. Kauthar zum Beispiel mag „Tom Gastes – Wo ich bin, ist Chaos“ von Liz Pichon. Sie schmökert am liebsten im Bett, auf der Wohnzimmercouch oder im Hinterhof. Sie nennt gleich mehrere Vorteile des Lesens: Es macht Spaß und sie lernt die Sprache und Rechtschreibung besser kennen. Muss sie mal aufs Klo, verpasst sie nichts – anders als bei einem Film. Und sie kann immer alles genau nachlesen.

Andere Kinder erzählen, dass sie es mögen, sich die Romanfiguren vorzustellen und sich in andere Welten hineinzuversetzen. Die elfjährige Alia liebt die Heldin aus „Mein Lotta-Leben“ und schmökert gerne auf dem Sofa, eine Tasse warmen Kakao griffbereit und Fernsehgeräusche im Hintergrund. Elisa, acht Jahre, findet es am gemütlichsten, bäuchlings auf dem Boden zu lesen und die gleichaltrige Elisabeth sitzt bei der Lektüre gerne auf dem Schulhof neben duftenden Blumen. Ihr Favorit: die traurige Liebesgeschichte des Wasserwesens Undine.

Lesen für die Kommunikationsfähigkeit

Aber nicht nur Mädchen und Jungs sind in der Ausstellung portraitiert, sondern auch vier Erwachsene. Unter ihnen Inka Löwendorf, Schauspielerin und Leiterin des Heimathafens, die erst relativ spät zum Lesen kam, dann aber von „Ronja Räubertochter“ begeistert war. Oder Kazim Erdogan, Psychologe und Vorsitzender des Vereins Aufbruch Neukölln. Er hatte als Kind und Jugendlicher jede Menge Zeit zum Lesen, denn er war zwölf Jahre lang im Internat. Raus durften er und seine Mitschüler nur sonnabends. Lesen sei das beste Mittel, Sprach- und Kommunikationslosigkeit zu bekämpfen, sagt er. Und genau dafür setze er sich seit vielen Jahren ein.

Die kleine Schau ist bis zum 6. Oktober in der Bibliothek zu sehen, montags bis freitags, von 11 bis 20 Uhr und sonnabends von 10 bis 13 Uhr. Danach wandert sie ins gegenüberliegende Rathaus Neukölln und im November wieder zurück; dieses Mal ins Erdgeschoss der Neukölln Arcaden.

Außerdem sollen Fotografien und Texte auch dauerhaft auf der Seite des Vereins Berliner Büchertisch unter buechertisch.org präsent sein. Wer an der Richardstraße 83 einmal vorbeischauen möchte: Geöffnet ist montags bis sonnabends von 12 bis 16 Uhr.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

25 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 181× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 138× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 189× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.522× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.