"Ein uneitler Chef und Freund"
Ein Baum soll an den ehemaligen Buga-Chef Wolfgang Froehlich erinnern

Wolfgang Froehlich. | Foto: Holger Koppatsch
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Wolfgang Froehlich, einer der Väter der Bundesgartenschau 1985 und damit des heutigen Britzer Gartens, ist am 30. Mai verstorben.

1935 in Berlin geboren, war er in den 70er-Jahren Baustadtrat von Neukölln. Er trug aber nicht nur beruflich für Immobilien die Verantwortung, sondern besaß auch einige selbst, sodass er eigentlich nicht arbeiten musste. Aber er tat es trotzdem.

Besonders am Herzen lag ihm das Gartenbauamt. So legte er sein Veto ein, als für die Bundesgartenschau (Buga) die Baumschule des Bezirks am Britzer Hochspannungsweg geopfert werden sollte. Er stellte sich damit gegen seine eigene Partei, die SPD, und den Bürgermeister – die Baumschule blieb.

Stattdessen wandte er sich an den damaligen Regierenden Bürgermeister Klaus Schütz. In einem Brief plädierte er für eine Bundesgartenschau auf dem heutigen Gelände. „Dabei übersah er kühl, dass dies auch hier ohne Eingriffe in bestehende Kleingarten-Kolonien nicht zu machen war und überließ dieses heiße Eisen souverän der Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen“, erinnert sich Hendrik Gottfriedsen, damaliger künstlerischer Leiter der Buga.

Nach außen hin blieb Wolfgang Froehlich der Unterstützer der kampfbereiten Laubenpieper, während Harry Ristock, Senator für Bau- und Wohnungswesen, das Vorhaben durchsetzte und dafür als Schmähung einen Kohlkopf erntete.

1980 wurde Froehlich ein Geschäftsführerposten bei der Buga angetragen – er nahm an. „Ein Segen. Wir waren ja nicht schlecht beim Planen und Bauen, aber er war darüber hinaus auch ein begnadeter Öffentlichkeitsarbeiter, ein Trommler und unser Sprachrohr“, erinnert sich Ernst-Hermann Kubitz, ehemaliger technischer Leiter der Buga.

Die Schau wurde ein großer Erfolg und blieb mit dem Namen Wolfgang Froehlich verbunden. Das neideten ihm viele, vor allem Politiker, die wiedergewählt werden wollten. So blieb ihm der typische Karrieresprung Berliner Baustadträte – die Übernahme der Geschäftsführung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft - versperrt.

Froehlich ging ins private Baugewerbe. Doch er erkannte schnell, dass ihm der Termindruck und die Sucht nach schwarzen Zahlen nicht entsprachen. Er beendete das Experiment und zog sich ins Privatleben zurück – zunächst nach Sylt, dann nach Mallorca, später ins märkische Fürstenwalde, um dann in seinen letzten Jahren wieder heim nach Berlin zu kommen.

Seine Wegbegleiter erinnern sich an Wolfgang Froehlich als einen „angenehmen, unabhängig denkenden, einen immer nach Ausgleich suchenden, uneitlen Chef und Freund“, wie es Gottfriedsen und Kubitz ausdrücken. Sie werden nun für ihn einen Baum im Britzer Garten pflanzen.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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