Ein Integrationsfeindliches Signal

Mit Plakaten demonstrierten Schulleitung, Lehrer und Schüler der Sonnengrundschule gegen die Abschiebung der Erstklässlerin Ayla im März. | Foto: Jochen Biedermann
  • Mit Plakaten demonstrierten Schulleitung, Lehrer und Schüler der Sonnengrundschule gegen die Abschiebung der Erstklässlerin Ayla im März.
  • Foto: Jochen Biedermann
  • hochgeladen von Sylvia Baumeister

Neukölln. Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hat in ihrer Sitzung am 15. Juni den Appell „Ayla darf nicht aus ihrer Heimat Neukölln abgeschoben werden“ als Dringlichkeits-Entschließung mit den Stimmen von SPD, Grünen, Piraten und Linken beschlossen.

Ist eine Entscheidung, die in einem rechtsstaatlichen Verfahren zustande gekommen ist, in jedem Fall zu respektieren oder sind auch Proteste dagegen angebracht? Über diese Frage stritten in der BVV am 15. Juni die Fraktionen der SPD, Grünen, Piraten und Linken mit der CDU. Anlass war der Fall „Ayla“, der schon seit Monaten für Aufsehen sorgt. Die siebenjährige Schülerin der Sonnengrundschule und ihre Familie leben seit 16 Jahren nur mit einer Duldung nach dem geltenden Aufenthaltsrecht in Neukölln. Im März erhielt ihr Vater, der damals mit einem Touristenvisum aus Aserbaidschan nach Deutschland kam, die offizielle Aufforderung, Deutschland zu verlassen. Daraufhin kam der Fall zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren zur Härtefallkommission, die sich wiederholt gegen eine Abschiebung der Familie aussprach.

„Der Innensenator hat sich jedoch erneut darüber hinweggesetzt und will die Kinder in ein für sie völlig fremdes Land abschieben. Diese Abschiebepraxis widerspricht der viel beschworenen Integration“, sagte Jochen Biedermann, Fraktionsführer der Grünen. Gemeinsam mit der SPD, den Piraten und Linken in der BVV hatten sie einen Appell als Dringlichkeits-Entschließung eingebracht, in dem Innensenator Frank Henkel (CDU) aufgefordert wird, die Familie nicht abzuschieben. CDU-Fraktionsführer Gerrit Kringel kündigte an, seine Fraktion werde gegen diesen Entschluss stimmen, da alle rechtsstaatlichen Mittel hier ausgeschöpft worden seien.

Kringel betonte: „Wenn eine Entscheidung gefallen ist, hat man sie – sofern man die Rechtsstaatlichkeit in diesem Lande respektiert – auch zu akzeptieren.“ Bürgermeisterin Franziska Giffey sieht das anders: „Wir alle haben keinen Zweifel an der Rechtsstaatlichkeit. Aber die Politik muss Entscheidungen in menschlichem Ermessen treffen und die jeweiligen Umstände würdigen“, so Giffey. Viele Familien, die mit einer Duldung in Berlin lebten, hätten nun Angst vor einer Abschiebung. Giffey: „Wir senden hier ein Signal, das Integrationsfeindlich ist. Gerade Familien wie dieser, wo die Zeichen auf Integration stehen, sollten wir nicht die Tür vor der Nase zuknallen.“ SB

Mehr Infos unter www.ayla-soll-bleiben.de.
Autor:

Sylvia Baumeister aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 91× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 105× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.455× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.