„Der Anfang einer Versöhnung“
Zur Straßenumbenennung wurde im Garten von Oyoun gefeiert

Mnyaka Suburu Mboro von Berlin Postkolonial, Abdallah Possi, tansanischer Botschafter, Kulturstadträtin Karin Korte und Bürgermeister Martin Hike bei der Enthüllung des neuen Straßenschildes.   | Foto: Ulrike Martin
2Bilder
  • Mnyaka Suburu Mboro von Berlin Postkolonial, Abdallah Possi, tansanischer Botschafter, Kulturstadträtin Karin Korte und Bürgermeister Martin Hike bei der Enthüllung des neuen Straßenschildes.
  • Foto: Ulrike Martin
  • hochgeladen von Ulrike Martin

Nach 131 Jahren ist Wissmann als Straßenname Geschichte – zumindest in Neukölln. Die Straße ist jetzt nach Lucy Lameck (1934-1993) benannt, der ersten Frau im tansanischen Regierungskabinett.

„Die Umbenennung ist eine Inspiration, der Anfang einer Versöhnung“, sagte Mnyaka Suburu Mboro, Mitbegründer und Vorstandsmitglied des Vereins Berlin Postkolonial, im Garten der Kulturstätte Oyoun. Dort fand vor der Enthüllung des neuen Schildes an der Ecke Karlsgartenstraße die Umbenennungsfeier statt.

Hermann von Wissmann (1853-1905) war Reichskommissar und Gouverneur von Deutsch-Ostafrika (heute Tansania, Burundi und Ruanda). Als Befehlshaber der ersten deutschen Kolonialtruppe war er 1889 und 1890 verantwortlich für die blutige Niederschlagung des Widerstandes der ostafrikanischen Küstenbevölkerung. 1899 wurde die Straße zwischen Hasenheide und Karlsgartenstraße nach ihm benannt. „Wissmann war damals ein Held, heute gilt er als Mörder“, sagte Bürgermeister Martin Hikel (SPD). „Wir sind stolz auf die Umbenennung.“ Lucy Lameck war eine engagierte Kämpferin gewesen. Lameck arbeitete in Organisationen, die sich gegen die Kolonialherrschaft über Tansania einsetzten, bevor sie 1960 als erste Frau einen Sitz als Abgeordnete im Parlament erhielt. Später wurde sie stellvertretende Ministerin für Kommunalentwicklung und Gesundheit. Lameck setzte sich Zeit ihres Lebens für die Rechte der Frauen ein.

Dem ersten Schritt, wie Mboro die Umbenennung nannte, sollten weitere folgen. Er verwies auf mehrere Straßennamen im afrikanischen Viertel in Wedding, deren Umbenennung bereits vor zwei Jahren entschieden worden sei. „Passiert ist bis jetzt nichts.“ Auch beim „Herero-Stein“ auf dem Neuen Garnisonfriedhof am Columbiadamm müsse etwas getan werden. Der Stein erinnert an Angehörige eines deutschen Regiments, die zwischen 1904 und 1907 bei Aufständen im damaligen Deutsch-Südwestafrika, heute Namibia, ums Leben kamen. Erst seit 2009 gibt es eine kleine Platte vor dem Stein, die der Herero und Nama gedenkt, die bei den Aufständen von den deutschen Machthabern erschossen oder zum Verhungern in die Wüste geschickt wurden.

Mnyaka Suburu Mboro von Berlin Postkolonial, Abdallah Possi, tansanischer Botschafter, Kulturstadträtin Karin Korte und Bürgermeister Martin Hike bei der Enthüllung des neuen Straßenschildes.   | Foto: Ulrike Martin
Mnyaka Suburu Mboro von Berlin Postkolonial, Abdallah Possi, tansanischer Botschafter, Kulturstadträtin Karin Korte und Bürgermeister Martin Hike bei der Enthüllung des neuen Straßenschildes.   | Foto: Ulrike Martin
Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

21 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 233× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 992× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 651× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.140× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.030× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.