Neuköllner Kinder haben nach wie vor die eklatantesten Sprachmängel

Neukölln. 40 Prozent der Sechsjährigen sprechen schlecht Deutsch, 60 Prozent haben Entwicklungsverzögerungen. Eltern, die ihre Kinder nicht zum Sprachtest oder zur Sprachförderung schicken, werden nun bald mit einem Bußgeld belangt.

Seit 2008 müssen Eltern ihre Kinder mit viereinhalb Jahren zu einem Sprachtest schicken. In Neukölln kommen im berlinweiten Vergleich die wenigsten Eltern dieser Aufforderung nach, wie die Beantwortung einer Anfrage des Neuköllner Abgeordneten Joschka Langenbrinck (SPD) beim Senat belegt. Auch eine Aufforderung zur verpflichtenden Sprachförderung wurde seltener erfüllt als in anderen Bezirken. Dabei weisen durchschnittlich 60 bis 70 Prozent aller Kinder, die keine Kita besuchen (das sind etwa zehn Prozent) Sprachdefizite auf. So haben Schulanfänger in Neukölln oft derartig schlechte Voraussetzungen beim Lesen- und Schreibenlernen, dass ein Versagen in der Schule vorprogrammiert ist. "Um rechtzeitig reagieren zu können, muss ein Sprachdefizit möglichst früh festgestellt werden. Dafür brauchen wir ein Druckmittel", fordert Schulstadträtin Franziska Giffey (SPD). Viele Eltern im Bezirk kommen aber der Aufforderung zum Test nicht nach oder schicken, sofern ein Förderbedarf festgestellt wurde, ihre Kinder nicht zur einjährigen Sprachförderung. SPD und CDU setzten daher im Abgeordnetenhaus gemeinsam durch, dass Eltern von "Nicht-Kita-Kindern" zukünftig ein Bußgeld zahlen müssen, wenn sie im einen oder anderen Fall nicht reagieren. "Gleichzeitig wollen wir durchsetzen, dass die Sprachförderung von derzeit drei auf fünf Stunden täglich ausgeweitet wird", sagt Langenbrinck. Die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus fordert zudem, dass Sprachlerntagebücher der Kitas mit Informationen zum individuellen Lernfortschritt der Kinder an die Grundschulen weitergegeben werden dürfen. Dies scheiterte bisher am Datenschutz. Mit fast 30 Prozent Sprachförderbedarf hinken nämlich auch die Neuköllner Kita-Kinder gewaltig in der Entwicklung hinterher. Langenbrinck: "Das bedeutet, dass jedes vierte Kind in diesem Bezirk trotz eines Kita-Besuches mit Sprachdefiziten eingeschult wird. Deshalb müssen wir auch die Sprachförderung in den Kitas explizit angehen."

Slyvia Baumeister / syri
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Lokalredaktion aus Mitte

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