Verein hat die Chronik von Horni Cermná übersetzt
Nicht Türken, Araber, Russen oder Polen sind die älteste Einwanderergruppe Neuköllns, sondern die Böhmen. Vor 275 Jahren kamen die tschechischen Glaubensflüchtlinge aus dem Dorf Cermná hierher, um ihr Glück zu finden. Noch immer existiert das denkmalgeschützte Böhmische Dorf, in dem weiterhin Nachfahren der Böhmen leben und noch immer ist es geprägt von ihrer Kultur. Aber wer waren eigentlich diese Menschen, die sich hier beispielhaft integrierten, ohne als Minderheit ihre Identität in der neuen Heimat aufzugeben? Das von Sárka Pavelková bereits 2004 auf Tschechisch verfasste Buch "700 Jahre Cermná - Geschichte eines ostböhmischen Dorfes" gibt darauf viele interessante Antworten. Eine wechselvolle Geschichte des Königsreiches Böhmen und der Tschechischen Republik spiegelt sich in dem ostböhmischen Dorf, das 1936 in die Ortsteile Horni Cermná und Dolni Cermná getrennt wurde und zum Kreis der Neuköllner Partnerstadt Ústí nad Orlicí gehört, wieder. Über die Jahrhunderte seit 1300 gab es Auseinandersetzungen zwischen Adel und Bauern, Katholiken und Protestanten, Deutschen und Tschechen, Kommunisten und ihren Gegnern. Die Chronik zeigt auch das reiche soziale und kulturelle Leben der Gemeinde Horni Cermná auf. So entstand hier eines der ersten Waisenhäuser der österreichisch-ungarischen Monarchie, eine kommunale Sterbegeldversicherung und das Komenium, eine der Reformschulen in der Ersten Republik.
Mit einem Anhang über das Böhmische Dorf in Neukölln und dem Zusatztitel "Wo die Böhmen in Neukölln herkommen", hat der Verein Freunde Neuköllns e. V. das überarbeitete Werk nun ins Deutsche übersetzen lassen. Gerade noch pünktlich zum 275-jährigen Jubiläum ist es im Dezember erschienen. Seit 1989, wo Ústí nad Orlicí Partnerstadt Neuköllns wurde, stellt der Verein die Städtepartnerschaften in den Mittelpunkt seiner Arbeit. "Das Buch zeigt, dass die Geschichte unsere beiden Nationen verbindet", findet der Vereinsvorsitzende Dieter Herrmann.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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