"Katastrophale Entwicklung"
Sozialpsychiatrischer Dienst in Neukölln unterbesetzt / Stadtrat streicht Angebot

Gesundheitsstadtrat Liecke fordert vom Senat Investitionen in das spzialpsychiatrische Hilfsangebot. | Foto: Susanne Schilp
  • Gesundheitsstadtrat Liecke fordert vom Senat Investitionen in das spzialpsychiatrische Hilfsangebot.
  • Foto: Susanne Schilp
  • hochgeladen von Josephine Macfoy

Von sechs Arztstellen beim bezirklichen Sozialpsychiatrischen Dienst (SpD) sind nur noch zwei besetzt. Jetzt hat Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) die Konsequenz gezogen: Neukölln bietet keinen Not- und Krisendienst mehr an.

Unter der Rufnummer ist nur noch ein Anrufbeantworter geschaltet, der Ratsuchende über diese Tatsache informiert. Außerdem hat Liecke erklärende Schreiben an das Amtsgericht sowie an Polizei und Feuerwehr geschickt. Bisher konnten diese den SpD um Unterstützung bitten, wenn sie bei Einsätzen auf seelisch kranke Menschen trafen.

Was passieren kann, wenn dort niemand erreichbar ist, zeigt ein Fall, der sich Mitte Juni ereignet hat: Ein 34-jähriger, geistig verwirrter Mann verletzte zwölf Polizisten. Er besprühte sie mit einem Feuerlöscher, als sie seine Wohnungstür öffneten.

Keine Hilfe mehr bei Polizeieinsätzen

„Wäre die diensthabende Ärztin am Platz gewesen, hätte sie mit einem Sozialarbeiter zum Ort des Geschehens fahren und mit dem Betroffenen in Kontakt treten können“, so Liecke. Tatsächlich war der Mann den SpD-Mitarbeitern persönlich bekannt, die Chance auf Deeskalation wäre recht gut gewesen.

Weil der Notdienst nicht mehr verlässlich zu organisieren ist, hat Neukölln als erster Berliner Bezirk die Reißleine gezogen. Polizei und Feuerwehr sind nun aufgefordert, psychische kranke Menschen gleich ins Krankenhaus zu bringen.

Auch andere Aufgaben kann der SpD kaum noch erfüllen: Beratung, Vermittlung von Hilfen, engmaschige Begleitung während Krisen und Vorbeugung. „Vorrang hat die Begutachtung von Patienten im Klinikum Neukölln“, so Liecke. Dort entscheiden die SpD-Ärzte, ob ein Mensch so gefährdet oder gefährlich ist, dass er zwangseingewiesen werden muss.

Schlechte Arbeitsbedingungen

Ursache für die unbesetzten Stellen sei die vergleichsweise schlechte Bezahlung, sagt der Stadtrat. Und wo Personal fehlt, müssen die anderen umso mehr arbeiten. Was wiederum zu Überlastung und Kündigungen führt.

Liecke: „Das jahrelange Sparen in Berlin hat den öffentlichen Gesundheitsdienst in die Handlungsunfähigkeit geführt.“ Der Senat sei nun in der Pflicht und müsse handeln. „Meine Kolleginnen und ich sind nicht länger bereit, die Verantwortung für diese katastrophale Entwicklung zu übernehmen.“

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 170× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 947× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 608× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.103× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.990× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.