Stadtspaziergang am kleinen Graben
Warum in die Ferne schweifen? Direkt an der Sonnenallee liegt ein schönes Erholungsgebiet

Viele Birken stehen in dem Grünzug, sie gehören zu den Pionierbäumen, die sich schnell auf dem ehemaligen Grenzstreifen ansiedelten. | Foto: Schilp
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  • Viele Birken stehen in dem Grünzug, sie gehören zu den Pionierbäumen, die sich schnell auf dem ehemaligen Grenzstreifen ansiedelten.
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Es gibt keine anderen Bezirke, die von einem so langen Abschnitt der Mauer getrennt waren, wie Neukölln und Treptow-Köpenick. Ganze 15 Kilometer maß die innerstädtische Betongrenze. Inzwischen haben sich grüne Oasen entlang des Mauerstreifens entwickelt. Eine von ihnen liegt am Heidekampgraben.

Das kleine Rinnsal im Berliner Urstromtal ist dreieinhalb Kilometer lang und verläuft zwischen dem Britzer Verbindungskanal und der Spree. Nach der Wende wurde entlang des Grabens ein Grünzug angelegt. Wer mitten in der Großstadt dem Lärm entfliehen möchte, fährt mit dem Bus M41 bis zur Station Peter-Anders-Straße, überquert die Sonnenallee und läuft noch ein paar Meter Richtung Treptow. Kurz hinter dem Michael-Bohnen-Ring stößt man auf den Heidekampgraben, der auf der rechten Seite vom asphaltierten Mauerweg und links von einem mit Splitt bestreuten Weg gesäumt wird. Letzterer ist ruhiger, vor allem weil die Radfahrer ihn meiden. Dort sind die Älteren unterwegs, Eltern mit Kinderwagen und so mancher Jogger.

Auf der Aphaltstrecke sind gerne Jogger, Radler und Skater unterwegs. | Foto: Schilp
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Schlendert der Spaziergänger dort entlang, kann er auf den ersten zwei-, dreihundert Metern noch auf Häuser der High-Deck-Siedlung blicken. Es gibt einen kleinen Naturpfad mit erklärenden Tafeln, ein Insektenhotel, reichlich Bänke, Tischtennisplatten, einen Spielplatz und kleine Brücken, die den Wechsel auf die andere Seite des Grabens erlauben. Spätestens an der Hänselstraße – dort befindet sich eine breitere Brücke – empfiehlt sich dieser Wechsel. Bald weitet sich die Grünfläche und bietet viel Platz zum Spiel oder zum Picknick. Auch der S-Bahn-Damm kommt in Sicht, auf dem die Züge zwischen Köllnische Heide und Baumschulenweg unterwegs sind. Dank eines kurzen Tunnels kann er problemlos unterquert werden.

Allmählich sind die Autos auf dem Dammweg zu hören. Ist es gelungen, eine Lücke im dichten Verkehr zu finden, geht es auf der anderen Seite weiter. Dort beginnt der schönste Abschnitt des Grünzugs. Wieder gibt es rechts einen asphaltierten Weg und links – direkt am Wasser – einen kleinen Pfad. Er schlängelt sich am Graben entlang und gewährt zauberhafte Blicke auf das Wasser, die verwilderte Natur, die angrenzende Kolonie, aber auch auf die Hochhäuser der Weißen Siedlung.

Besonders idyllisch ist das Stück zwischen Dammweg und Kiefholzstraße. | Foto: Schilp
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Fast zu schnell gelangt der Fußgänger an die Kiefholzstraße und steht an einem Denkmal, das an die Maueropfer erinnert. Nun hat er die Wahl: Ist er bereits müde, kann er geradeaus durch die Kleingartenanlage Am Heidekampgraben zum S-Bahnhof Plänterwald laufen. Er liegt in Sichtweite, der Weg ist ausgeschildert. Dort ist es möglich, auf dem ruhigen Vorplatz in einer Freiluftkneipe etwas zu trinken oder sich aus dem benachbarten Asia-Imbiss etwas zu holen. Oder er läuft ein paar Meter links die Kiefholzstraße entlang und legt eine Rast im Vereinsheim Wiesengrund ein. Nach der Stärkung geht es über die Straße, wo der Graben sich zu einem kleinen See weitet. Von dort an ist er kanalisiert und verläuft schnurgerade zwischen den Kleingartenanlagen Am Heidekampgraben und Sorgenfrei.

Nach ein paar Hundert Metern verschwindet er auf einem eingezäunten Grundstück. Der Spaziergänger biegt bei der nächsten Gelegenheit ebenfalls nach links ab und findet das Rinnsal leicht wieder. Erneut geht es unter der S-Bahn hindurch. Wenn der Graben zum zweiten Mal hinter einem Zaun außer Sicht gerät, wendet man sich nach rechts und wählt nach ein paar Metern den Weg durch die Kolonie Treptows Ruh, der Eingang ist von 8 bis 22 Uhr geöffnet.

Nach kurzer Zeit ist die Straße Am Treptower Park erreicht. Auf der anderen Seite ist ein schmiedeeisernes Geländer zu sehen. Dort verschwindet der Heidekampgraben im Park und fließt in den Karpfenteich. Auf der rechten Seite des Sees verlässt er ihn wieder, passiert die Archenhold-Sternwarte, unterquert die Puschkinallee und mündet neben dem Zenner in die Spree. Der ideale Ort, den Spaziergang ausklingen zu lassen, das Gasthaus hat kürzlich nach einer Umgestaltung wieder geöffnet.

Ein weiteres Ausflugsziel auf dem ehemaligen Grenzstreifen – der Landschaftspark Rudow-Altglienicke – findet sich unter berliner-woche.de/238366.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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