Junge Raser ausbremsen
Nach Unfall will Justizsenator den Hebel bei Autovermietungen ansetzen

Noch Tage später erinnern herumliegende Autoteile an den Crash. Dass teure Autos in Neukölln keine Seltenheit sind, beweist der parkende Ferrari, der den Unfallwagen noch an PS übertrifft. | Foto:  Schilp
  • Noch Tage später erinnern herumliegende Autoteile an den Crash. Dass teure Autos in Neukölln keine Seltenheit sind, beweist der parkende Ferrari, der den Unfallwagen noch an PS übertrifft.
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Am 15. Oktober hat ein 19-Jähriger auf der Karl-Marx-Straße mit einem 610 PS starken Audi-Sportwagen einen Unfall verursacht. Drei Menschen wurden verletzt. Der Justizsenator fordert nun, dass keine hochmotorigen Autos mehr an Fahranfänger vermietet werden dürfen.

Die Polizei schildert den Vorgang so: Gegen 20.45 Uhr sei der Mann in Richtung Hermannplatz unterwegs gewesen und habe aus „noch nicht geklärter Ursache“ die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren. Er rammte ein Auto, das rechts neben ihm fuhr, krachte gegen den Mittelstreifen und schließlich gegen den Bordstein am Straßenrand. Dort schob er vier parkende Pkw zusammen und prallte gegen einen Postverteilerkasten. Umherfliegende Teile trafen eine 35-jährige Fußgängerin.

Neben ihr wurden auch der Unfallfahrer und die Fahrerin des anderen Wagens verletzt. Alle drei seien glücklicherweise schon nach kurzer Zeit aus dem Krankenhaus entlassen worden, so Polizeisprecher Hartmut Paeth. Zu der Frage, ob der 19-Jährige zu schnell gewesen sei, wollte Paeth sich nicht äußern. Entgegen vieler Presseberichte stamme der Audi aber nicht von einer Autovermietung, sagt er.

Wie auch immer, gehört habe die Edelkarosse dem Unfallfahrer jedenfalls nicht, teilt Justizsenator Dirk Behrendt (Bündnis 90/Grüne) mit. Das sei bei derartigen Vorfällen oft der Fall, was eine Beschlagnahme der Autos erschwere. Auch in Neukölln ist es in einigen Kreisen keine Seltenheit, dass sich vor allem jüngere Männer für wenige Stunden einen teuren Pkw leihen oder mieten, um damit Eindruck zu schinden und kräftig aufs Gas zu drücken. „Profilierungsfahrt“ wird das genannt.

Insgesamt sei die Zahl der Strafverfahren wegen stark überhöhter Geschwindigkeit den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, so der Senator. „Es ist irrsinnig, dass ein 19-Jähriger mit 610 PS durch die Stadt rasen kann. Die individuelle Freiheit endet da, wo eine Gefahr für die Allgemeinheit entsteht“, sagt er. Deshalb will er einen Hebel bei den Vermietern ansetzen.

Bereits in diesem Sommer hatte das Land Berlin eine Bundesratsinitiative auf den Weg gebracht und ein Überlassungsverbot hochmotorisierter Autos für Fahranfänger gefordert – und scheiterte damit. Nun seien die Koalitionsverhandlungen im Bund gefragt, damit die Straßen nicht weiter zu Rennstrecken verkommen, so der Senator.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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