Zu viel Lärm, zu kurze Grünphasen
Staatssekretär nimmt Stellung zu Neuköllns Wünschen in Sachen Verkehr
Längere Grünphasen bei Fußgängerampeln, Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen – zu solchen Themen gibt es Wünsche der Bezirksverordnetenversammlung. Bürgermeister Martin Hikel (SPD) berichtete bei der jüngsten Sitzung über den Stand der Dinge.
Dabei konnte er jedoch nur die Nachrichten weitergeben, die er auf Anfrage von Jens-Holger Kirchner erhalten hatte, dem Staatssekretär bei der Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Ihr untersteht die Verkehrslenkung Berlin, die für diese Angelegenheiten verantwortlich ist.
Eine Bitte der Bezirksverordneten betrifft die Fußgängerampelzeit an der Ecke Werbellin- und Morusstraße. Sie solle verlängert werden, weil es viele Besucher des Bürgerzentrums Neukölln – vor allem ältere Menschen – nicht schafften, die Werbellinstraße bei Grün zu überqueren. Kirchner gab eine abschlägige Antwort. Die „Schutzzeiten“ seien lang genug. Das heißt: Auch wenn die Fußgängerampel auf Rot umspringt, dürfen die Autos nicht sofort losfahren, sodass die Passanten ohne Gefahr die andere Straßenseite oder den „Fahrbahnteiler“ in der Mitte erreichen könnten.
Positiv beschieden wurde dagegen das Anliegen, einen behindertengerechten Übergang an der Grenzallee 53 zu installieren und die Grünphasen zu verlängern. Hier betreibt die gemeinnützige Gesellschaft „Vereinigung für Jugendhilfe“ Werkstätten, in denen Menschen mit Beeinträchtigungen arbeiten. Jens-Holger Kirchner teilte mit, die Verkehrslenkung beabsichtige, die Signalanlage umzubauen und sie mit „akustischen und taktilen Signalgebern“ auszustatten – das sind die kleinen gelben Kästen an den Ampelpfosten, die ein Tackern von sich geben und vibrieren. Auch die Querungszeiten würden überprüft und verlängert.
Eine weitere Angelegenheit betrifft Rudow. Die Verordneten wünschen sich, dass die Mittelinsel vor der Kita Momo an der Ecke Neudecker Weg und August-Fröhlich-Straße zu einem Fußgängerüberweg ausgebaut wird. Der Staatssekretär sagte zu, den Vorschlag mit der Senatsverkehrsverwaltung und einem Ingenieurbüro zu beraten. Er werde das Bezirksamt informieren, sobald eine Entscheidung gefallen sei.
Schließlich wollen die Bezirksverordneten, dass auf der Britzer Gradestraße zwischen Moosrosenstraße und der Kreuzung Gradestraße und Britzer Damm von 22 bis 6 Uhr Tempo 30 angeordnet wird. Die Begründung des antragstellenden CDU-Verordneten Christopher Förster: Bei Sperrungen des Britzer Tunnels Richtung Osten werde der Verkehr über die Gradestraße geleitet. Die Anwohner litten unter dem nächtlichen Lärm – auch weil der Straßenbelag marode sei. Zudem gebe es am Übergang zur Blaschkoallee bereits eine nächtliche Tempo-30-Zone, die einfach um rund 200 Meter vorgezogen werden könne.
Jens-Holger Kirchner wies darauf hin, dass die Gradestraße zum „übergeordneten Straßennetz“ gehört, wo grundsätzlich Tempo 50 gilt. Lärmschutzmaßnahmen könnten nur dann erwogen werden, wenn unmittelbar betroffene Anwohner einen Antrag stellten. Dann würde jeder Einzelfall genau geprüft, zum Beispiel der Geräuschpegel gemessen und die Abstände des jeweiligen Gebäudes zur Fahrbahn ermittelt, bevor eine Entscheidung gefällt werde. Anträge von Anwohnern lägen seiner Behörde derzeit nicht vor, so der Staatssekretär.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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