Schüler spendeten Stolpersteine für die Spanische Allee

Die Schüler schmückten die Stolpersteine mit weißen Rosen. | Foto: Thomalla
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Nikolassee. In der Spanischen Allee gibt es neue Stolpersteine. Dass sie verlegt werden konnten ist der Klasse 6b des Werner-von-Siemens-Gymnasiums zu verdanken.

„Die Idee kam während eines Wandertags im vorigen November auf“, erinnert sich Lehrerin Sandra Thomalla. „Ein Mädchen, Mieke, erzählte, dass sie schon oft Stolpersteine gesehen und mit ihren Eltern darüber gesprochen hat. „Dann fragte sie, ob wir nicht auch eine Aktion machen könnten.“ Die Klasse war einstimmig dafür.

Thomalla nahm Kontakt zum Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf auf, der Stolperstein-Verlegungen im Bezirk unterstützt. Michael Rohrmann vom Kirchenkreis kam in die Klasse, informierte über das Projekt und über mögliche Orte für neue Verlegungen. Im Unterricht wurden Themen wie Judentum und Judenverfolgung behandelt. Die Schüler erarbeiteten Fragebögen und interviewten jüdische Verwandte und Bekannte.

„Die Kinder wollten nicht nur einen, sondern gleich vier Steine verlegen, das war toll“, sagt Sandra Thomalla. Die Zehn- bis Zwölfjährigen organsierten Veranstaltungen, um die Kosten von 120 Euro pro Stein zu finanzieren. Es gab unter anderem einen Trödelmarkt und ein Klassenkonzert. Am Ende waren 600 Euro zusammen. Der Überschuss geht an den Kirchenkreis. Die vier Personen, an die erinnert werden soll, lebten in der Spanischen Allee 10. Ihre Namen: Theodor Isaac Loewenthal, Emma Weigert, Anna Löwenberg und Johanna Stahl. Sie wurden 1942 und 1943 nach Theresienstadt und Auschwitz deportiert und ermordet. Die Kinder haben versucht, Biografien der Ermordeten zu erstellen – was nicht immer gelang.

Informationen über Emma Weigert und Theodor Loewenthal fanden sie im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam. Zur Verlegung der Stolpersteine am 26. Juni kamen neben den 25 Schülern auch rund 50 Anwohner. „Die Kinder waren ganz ernsthaft bei der Sache, es war sehr berührend“, sagt Janice Wiskow. „Ich war nicht die Einzige, die Tränen in den Augen hatte.“ Ihre Tochter Julie verlas die Biografie von Loewenthal. „Das war etwas Besonders für mich“, sagte die Elfjährige nach der Zeremonie. Ihre gleichaltrige Freundin Lea wusste, dass ihr Uropa in Auschwitz ums Leben kam. „Es war traurig für mich, als wir das Thema in der Schule behandelt haben.“ Das Fazit der zwölfjährigen Mieke, die die Idee zu dem Projekt hatte: „Wir sind allesamt jetzt sehr stolz auf diese Steine.“

Nach der Verlegung umrahmten die Kinder die Steine mit weißen Rosen. Auch einen fünften Stein, der von einer Zehlendorfer Bürgerin für Johanna Königsberger gespendet wurde. Sie lebte in der Spanischen Allee 8 und wurde 1942 in Theresienstadt ermordet. uma

Mehr Informationen zum Projekt Stolpersteine in Steglitz-Zehlendorf findet man im Internet auf www.projekt-stolpersteine.de.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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