Drittklässler besuchen regelmäßig Menschen mit Demenz
In der Grundschule am Rohrgarten herrscht atemlose Stille, als Opa weiter berichtet, dass es nicht immer einfach sei mit Oma, manchmal werde sie böse, und sie brauche viel Hilfe. Acht- bis zehn-jährige Mädchen und Jungen führen das halbstündige Theaterstück "Liebe Oma" auf. Es erzählt einfach und verständlich, was geschieht, wenn Alzheimer oder Demenz beginnen, die Persönlichkeit eines Menschen zu verändern.
Das Theaterstück ist Teil des Projekts "Besuch im Anderland" von Wolfgang Strobel. Der pensionierte Studiendirektor aus Stuttgart begann 2004 eine Ausbildung zum Mentor für Bürgerrechte. "Damals hatte ich die Idee, Schulkinder mit Demenzkranken zusammenzubringen und sie vorher im Unterricht über diese Krankheit zu informieren."
Vor einem Jahr lernten Lehrer und Erzieher der Montessori Grundschule am Rohrgarten Strobel und seine Arbeit kennen. Schnell stand der Entschluss fest, an dem Projekt teilzunehmen.
Seitdem besuchen Erzieherin Elke Cunningham und Lehrerin Franziska Strzelecki mit Schülern der 3. Klasse alle vier bis sechs Wochen eine Wohngemeinschaft für Demenz-Patienten in der Nachbarschaft. "Bei den Besuchen geht mir das Herz auf, wenn ich die Freude bei den WG-Bewohnern sehe", erzählt Elke Cunningham. Gemeinsam wird gelesen, gesungen und gebastelt. Die Schüler nähmen die Situationen sehr gut auf, sagt die Erzieherin.
"Natürlich gibt es auch eine Vor- wie auch Nachbereitung der Begegnungen", erklärt Franziska Strzelecki. "Wir fragen die Kinder dann, ob Ihnen etwas Angst gemacht hat und erklären viel, wie zum Beispiel, dass Alzheimer nicht ansteckend ist."
Die Grundschule am Rohrgarten ist bisher die einzige Schule in Berlin, die an dem Projekt teilnimmt. Anderland-Initiator Strobel freut sich, dass seine Idee auch in der Hauptstadt Fuß gefasst hat. Sein Ziel: "Es sollten noch viel mehr Schulen mitmachen, in Berlin und anderswo."
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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