Wasserwerk Beelitzhof am Wannsee: Brunnen mit Sprengung verjüngt

Der Sprengverantwortliche Mike Krause bringt die Sprengladung im Brunnen an. | Foto: Ulrike Martin
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Nikolassee. 203 Millionen Kubikmeter Trinkwasser stellen die Berliner Wasserbetriebe (BWB) pro Jahr „aus eigenem Anbau“ zur Verfügung – täglich sind es 560 000 Kubikmeter. Das Olympiastadion wäre damit zu zwei Dritteln gefüllt.

Weitere beeindruckende Zahlen und Fakten hatten die BWB am Vorabend zum Internationalen Tag des Wassers am 22. März beim Rundgang im Wasserwerk Beelitzhof am Wannsee zu bieten. Das Berliner Trinkwasser wird fast ausschließlich aus Wasserschutzgebieten innerhalb der Stadtgrenzen gefördert. Es gibt 650 Brunnen, die aus einer Tiefe von 40 bis 170 Metern Grundwasser in die neun Wasserwerke pumpen. Zum 1888 gegründeten Beelitzhof gehören 85 Brunnen, darunter die tiefsten stadtweit.

Die Brunnen sind allerdings einem Alterungsprozess unterworfen. Das Grundwasser enthält Chemikalien, unter anderem Eisen und Mangan, die sich in den Schächten absetzen. „Nach rund fünf Jahren sind sie nur noch zu 30 Prozent durchlässig“, erklärte Hydrologe Andreas Wicklein. Durch Impuls-Verfahren, darunter auch mit Sprengstoff, verjüngen und regenerieren die BWB rund 200 Brunnen pro Jahr. „Anschließend erhöht sich die Durchlässigkeit wieder auf bis zu 80 Prozent“, sagte Wicklein.

Die von Mitarbeiter Mike Krause vorgeführte Sprengaktion verlief eher unspektakulär: Er ließ eine zentrisch aufgehängte Sprengschnur in den Brunnen herab, dann war ein dumpfes „Bumm“ zu hören – das war’s mit der Explosion.

Um den Durst der wachsenden Stadt zu stillen, bohren die Wasserbetriebe pro Jahr 35 neue Brunnen, aktuell einen 99 Meter tiefen auf dem Beelitzhof-Areal, der im Sommer in Betrieb geht. Der Aushub, der dabei an die Oberfläche kommt, ist bis zu 400 000 Jahre alt, stammt aus der Elster-Eiszeit.

Der Weg des Wassers führt von den Brunnen in die Belüftungsanlage. Das Grundwasser wird mit Sauerstoff angereichert und landet anschließend im Reaktionsbecken. Dort werden die Eisen- und Manganverbindungen gelöst. Sie setzen sich als Flocken ab, die in der Schnellfilteranlage entfernt werden. Im Reinwasserbehälter wird das fertige Trinkwasser gespeichert. Im Maschinenhaus fördern Pumpen das Wasser durch Rohrleitungen zum Verbraucher. Das Netz der Versorgungsleitungen ist 7900 Kilometer lang. Mehr als 270 000 Hausanschlüsse gibt es in der Stadt.

Das Berliner Trinkwasser ist durch seinen hohen Calcium- und Magnesiumwert hart, aber gut. „Es hat mindestens Mineralwasserqualität“, erklärte Ralf Binz, Leiter des Wasserwerks Beelitzhof, beim Rundgang durch das Maschinenhaus.

Mit ihrer Abwasserentsorgung sichern die BWB auch eine gute Wasserqualität in Spree und Havel. Bei der so genannten Uferfiltration wird Wasser aus den Flüssen von den Grundwasserbrunnen angezogen und auf seinem monatelangen Weg in die Tiefe natürlich gesäubert. Grundwasser wird zur Qualitätsverbesserung dann wieder in Seen und Flüsse eingespeist. „Der bevorstehende Ausbau unserer Klärwerke um eine zusätzlich Reinigungsstufe soll dieses Prinzip auch künftig sichern“, sagte Jörg Simon, Vorstandsvorsitzender der Wasserbetriebe. uma

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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