Denkmalgerechte Sanierung geplant
Neuer Eigentümer möchte die Rathenau-Hallen zum modernen Büro- und Kulturstandort entwickeln

Das zukünftige Quartier von der Kreuzung Edison- und Wilhelminenhofstraße aus betrachtet. Seit Jahren stehen die Rathenau-Hallen in weiten Teilen leer. Die wenigen noch genutzten Flächen dienen überwiegend Lager- und Logistikzwecken sowie vereinzelt als Werkstätten und Ateliers. | Foto: Dirk Lässig
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  • Das zukünftige Quartier von der Kreuzung Edison- und Wilhelminenhofstraße aus betrachtet. Seit Jahren stehen die Rathenau-Hallen in weiten Teilen leer. Die wenigen noch genutzten Flächen dienen überwiegend Lager- und Logistikzwecken sowie vereinzelt als Werkstätten und Ateliers.
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Für das frühere Industrieareal zwischen Spree, Wilhelminenhof- und Edisonstraße gibt es jetzt einen Entwicklungsplan. Der neue Eigentümer BaseCamp möchte die seit Jahren in weiten Teilen leerstehenden Rathenau-Hallen denkmalgerecht sanieren und bis 2025 zum Büro- und Kulturstandort machen. Außerdem geplant sind ein Uferweg, ein Marktplatz und Gastronomie.

Noch in diesem Jahr soll mit der Instandsetzung und Revitalisierung des Grundstücks Wilhelminenhofstraße 83-85 begonnen werden. Mit der Sanierung der Gebäude, die aus ein- bis mehrschiffigen Produktions- und Lagerhallen, Stockwerksfabriken und ehemaligen Verwaltungsgebäuden bestehen, ist zugleich eine Flächenerweiterung geplant. Statt der aktuell rund 58 000 Quadratmeter großen Bruttogrundfläche sollen es in Zukunft 85 000 Quadratmeter Nutzfläche sein. Gelingen soll dies durch den Einbau freitragender Stahlwerkskonstruktionen sowie durch vier Neubauten in umweltfreundlicher Holzhybridbauweise.

Die Geschichte des Areals reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. 1898 wurde dort die Werkzeugmaschinenfabrik der Deutschen Niles-Werke AG gebaut und in Betrieb genommen. Architekt war Paul Tropp. Um 1920 wurde das Werk an die AEG verkauft, die das Gebäude als Transformatorenwerk nutzte. Während des Zweiten Weltkriegs wurden von den damals 4500 Mitarbeitern, davon ein Drittel Zwangsarbeiter, Scheinwerfer für die Flugabwehr und Munitionshülsen produziert. Nach dem Krieg ging das Werk in das Eigentum der Sowjetunion über. 1950 erfolgte die Umbenennung in VEB Transformatorenwerk Karl Liebknecht. 1996 wurde es schließlich aufgrund rückläufiger Auftragszahlen geschlossen. Ein Jahr später kaufte es ein Investor, wodurch das „Kultur- und Technologiezentrum Rathenau“ entstand. 2009 eröffneten der Industriesalon und das Besucherzentrum, bevor letztlich 2019 BaseCamp das Areal erwarb.

Der neue Eigentümer bezeichnet sich selbst als „erfahrenen Betreiber und Entwickler von Campusanlagen für junges urbanes Arbeiten, Leben und touristische Nutzungen an erstklassigen und dynamischen Wissenschaftsstandorten“. Einen solchen Campus soll es nun in vier Jahren auch in Oberschöneweide geben. Die Pläne sehen ein Quartier aus zwei Teilen vor. Einer ist der Bereich „Rathenau-Hallen Office“, der im westlichen Abschnitt gewerbliche Nutzungen wie Büros, Gastronomie und Ateliers umfasst. Hier sollen sich sowohl Start-ups als auch etablierte Unternehmen ansiedeln. Der östliche Teil beinhaltet ein Hostel- und Beherbergungsangebot mit 430 Zimmern für kürzere sowie 60 Zimmern für längere Aufenthalte. Genutzt werden sollen diese von Mitarbeitern und Berufsreisenden ansässiger Unternehmen, Dozenten der Hochschule für Technik und Wirtschaft, Studenten und Touristen. „Den Mittelpunkt des Campus‘ bildet das BaseHub im Kraftwerksgebäude mit Co-Working-, Freizeit- und Gemeinschaftsflächen sowie Atelier- und Ausstellungsbereichen“, kündigt der Eigentümer an. Auch ein Kino und eine Bibliothek sollen Platz finden. Neu gebaut werden ein Riegelgebäude im historischen Kastenhof, ein weiteres Bürogebäude und eine Tiefgarage mit Elektroladepunkten. Oberirdisch sind 700 Fahrradabstellplätze vorgesehen.

Entlang der Spree soll ein öffentlich gesicherter Uferweg mit Platz für Wochenmärkte und kulturelle Veranstaltungen, Sportgeräten sowie Gastronomie die Aufenthaltsqualität verbessern. Ein Nahversorger wird vor Ort bleiben. Der Uferweg wird eine fußläufige Anbindung von der Treskowbrücke bis zu den Reinbeckhallen in Richtung HTW schaffen und für viele Anwohner den Weg zum S-Bahnhof Schöneweide verkürzen.

Bis der Campus, in den bis zu einer halben Milliarde Euro aus dem „European Student Housing Fund“ investiert wird, fertig ist, warten viele Herausforderungen. „Die Glasdächer der Hallen sind einfach verglast und undicht, die Stahlkonstruktion aus dem Baujahr 1898 korrodiert und die Technik stammt überwiegend aus den Anfängen der DDR. Wir haben das Areal in diesem Zustand übernommen und werden die Hallen denkmalgerecht sanieren und auch dabei auch energetisch ertüchtigen. Unser Ziel ist es, mit einem sehr innovativen Energiekonzept ein CO2-neutrales Quartier zu entwickeln“, sagt Saidah Bojens, Leiterin Projektentwicklung Deutschland bei BaseCamp. Die Planungen seien in enger Abstimmung mit der bezirklichen Stadtentwicklung und dem Denkmalschutz erarbeitet worden.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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