Skulpturengießer nimmt seine neue Werkstatt in Betrieb
Seit mehreren Stunden brodeln 200 Kilogramm Bronze im Ofen, die Schmelze hat fast 1200 Grad Celsius erreicht. Die Form, in der das künftige Kunstwerk entstehen soll, ist sechs Tage lang im Ofen getrocknet worden. Jetzt bringen Thorsten Knaak und seine Mitarbeiter Stahlbänder an, damit sie beim Guss nicht zerbricht. Dann ist es soweit. Knaak zieht sich einen Helm mit Hitzeschutzmaske über den Kopf, legt den feuerfesten Mantel um und streift sich Handschuhe über. Dann öffnet er den Deckel des Schmelztiegels und zieht mit einem langen Stab die Schlacke von der Schmelze. Nun beginnt der Guss. Hydraulikstempel kippen den Tiegel, die glühende Bronze fließt in die Form. Nach fünf Minuten ist alles vorbei.
"Der erste Guss hat ohne Probleme funktioniert, von Auftrag zu Auftrag spielen sich die Arbeitsabläufe immer mehr ein und der Guss wird zur Routine", erzählt Thorsten Knaak.
Er will künftig vor allem mit Künstlern zusammenarbeiten. Gegossen werden kann alles, was in die beiden zwei Meter hohen Trockenöfen passt, bei Bedarf können größere Skulpturen auch aus mehreren Einzelteilen zusammen gefügt werden.
Thorsten Knaak hat 27 Jahre lang bei der renommierten Bildgießerei Noack gearbeitet, zuletzt als Werkstattleiter. Mit fast 50 Jahren hat er nun einen Neuanfang gewagt. Sein Firmensitz ist die Schaltzentrale des früheren Kraftwerks Oberspree an der Wilhelminenhofstraße. "In diesen Bau habe ich mich beim ersten Besuch regelrecht verliebt", erzählt der ausgebildete Ziseleurmeister. Als solcher ist er selbst schon ein Künstler, der immer einen roten Hut trägt. Den setzt er nur ab, wenn die Sicherheitsvorschriften für die Arbeit am Schmelzofen Helm und Schutzvisier erfordern.
Der erste Guss in der neuen Firma wird jetzt weiter bearbeitet und Ende März an den Auftraggeber, eine Berliner Galerie, abgeliefert.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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