Neue Selbsthilfegruppe gegründet
"Spielsucht fällt meist erst auf, wenn es an die Existenz geht, weil das Geld für die Miete oder das tägliche Brot verspielt wird", erzählt Helmut Nicol vom Treffpunkt Strohhalm, in dem seit fast 20 Jahren Menschen in sozialen Notlagen geholfen wird. Zu den zwölf Spielhallen im Bezirk kommen noch die Spielgeräte in fast jeder Kneipe hinzu. Bis zu zwei Geräte kann jeder Wirt ohne besondere Erlaubnis aufhängen, kaum eine Kneipe verzichtet darauf. "In vielen Lokalen bringen die beiden Automaten die Miete ein", weiß Helmut Nicol zu berichten.
Bestes Beispiel für einen Spielsüchtigen ist ein anonymer Mittfünfziger, der viele Jahre lang in den Treffpunkt Strohhalm zum preiswerten Mittagessen kam. Er bezog Hartz IV, die Miete ging deshalb zum Glück vom Amt direkt an den Vermieter. Einmal im Monat holte er seine Bezüge, rund 370 Euro, vom Konto. "Dann überlegte er, ob er erst in die Spielhalle oder zum Discounter geht, um den Kühlschrank zu füllen. Fast immer hatte er in zwei Tagen das Geld für den ganzen Monat verspielt", erinnert sich Helmut Nicol.
Rund 1,5 Prozent aller Erwachsenen sollen ein problematisches Spielverhalten zeigen. Dazu gehört nicht unbedingt der tägliche Besuch am Daddelautomaten, auch überzogenes Lottospiel und exorbitante Einsätze bei hohen Jackpots zeigen von dem Problem.
Anfang Januar soll die Selbsthilfegruppe gegen Spielsucht starten. Neben Betroffenen können hier auch Familienangehörige mitmachen.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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